Ja zum Weggli! Nein zur Schaukel!
Daniel Kissling, warum ist dir das Gewerbe in Olten so egal?», fragt mich ein alteingesessener Gemeinderat auf Facebook. Olten streitet mal wieder über sein Budget, insbesondere die Steuererhöhungen für Unternehmen lassen die Wogen hochgehen. Ich setz mich für eine Annahme ein, das ist kein Geheimnis.
Später am Tag dreh ich mit meiner Tochter eine Runde durch die Stadt. Beim Beck kauf ich ihr ein Weggli, geb in der Buchhandlung eine Bestellung auf, grüss den befreundeten Beizer auf seinem Mountainbike. Fahre ich diese Geschäfte tatsächlich an die Wand, wenn ich für eine Stadt kämpfe, die ihren Kindern (zugegeben auch meinem) ein modernes Schulhaus baut, den schönsten Platz an der Aare endlich aufwertet, den Klima-Wandel ernst nimmt? Und die Kosten dafür jetzt auf alle nach ihren jeweiligen Möglichkeiten verteilt, anstatt in die Zukunft zu schieben?
«Vielleicht verstehen wir unter dem Begriff ‹Gewerbe› gar nicht dasselbe», grüble ich weiter, während meine Tochter vergnügt den Tauben zuschaut, «vielleicht meinen die Gegner damit gar nicht die Bäckerin und den Buchhändler, die in aller Regeln sowieso kaum Gewinn machen und dementsprechend wenig Steuern zahlen, sondern den Ableger des Grossunternehmens, die Immobilienfirma, das Finanzinstitut und deren Aktionäre?»
«Steuern sind nicht alles», sage ich zu meiner Tochter, als wir im Stadtpark ankommen, «eine attraktive Stadt ist viel wichtiger, das ist belegt!», rufe ich aus, während ich versuche, sie in eine Schaukel zu setzen. «Nei!», erwidert meine Tochter laut. «Nei», das ist derzeit ihr Lieblingswort, und gegen ihren Dickkopf kommen auch meine besten Argumente nicht an. Ich bin froh, darf sie noch nicht abstimmen.