Intelligenter Zehnkampf?

Rhaban Straumann, Schauspieler, Satiriker und Autor.
Rhaban Straumann, Schauspieler, Satiriker und Autor.

Ein Samstag anfangs September. Die Stadt brummt. Und es ist Wahlkampf. Drum lassen sich Leute in den verkehrsfreien Gassen blicken, die sonst über ebendiese Gassen nur wettern. Und da sind die Stadtoriginale Ruedi & Heinz auf satirischer Stadtführung. Das Kabarettduo begleitet eine Gruppe Dienstjubilare aus der ganzen Schweiz durch Olten. Ab Kirchgasse mit Zaungästen. Beim Übergang zur Hauptgasse wird es eng und im Oberen Graben rauschen sie links am Werbestand der Rechtsaussen-Volkspartei vorbei. Dabei erleben sie wie eine ältere Wahlkämpferin auf einen noch älteren Passanten zusteuert. Sie spricht ihn an, natürlich in der Absicht dem Herrn Parteipropaganda überreichen zu können. Es ist offensichtlich, sie erkennt ihn nicht. Obwohl Person und Gesicht gehörig markant und bekannt. Es ist ein Autor, zurück in seiner Jugendstadt anlässlich einer Lesung für ein Jubiläum einer anderen Partei knapp links der Mitte. Die Szene ist absurd. Die Situationskomik göttlich. Heinz ruft der Dame zu: «Das bringt äuä nüt.» Die Wahlkämpferin bestätigt, doch erst nachdem Peter Bichsel sie unverrichteter Dinge stehen lässt. Der Chef der Fachmarkt-Jubilare bemerkt: «Das bewist einisch meh, si hey ke Bildig.» Und Ruedi schiebt nach: «Aber für uf Bärn z’goh, söu’s de länge?!» Wir sind dankbar für derart offerierte Pointen. Glücklich dennoch nicht. Mehr Niveau, auch im Wahlkampf wäre schön. Höhere Hürden bevor wer für Strassenaktionen und Plakate zugelassen wird. Ein Zehnkampf vielleicht, mit Herausforderungen intelligenter Art. Inklusive Einbürgerungstest. Ich vermute, das könnte das Feld der zu Wählenden beträchtlich ausdünnen. Von links bis rechts.

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