In Würde leben
Am kommenden Wochenende feiern wir Schulfest. An diesem Tag stehen unsere Kinder und all die engagierten Lehrpersonen im Mittelpunkt. Das ist gut so. Denn in unseren Schulen wird jeden Tag Grossartiges geleistet. Das verdient unsere uneingeschränkte Anerkennung. Wie wertschätzend aber ist unser Umgang mit den Menschen am anderen Ende der Altersskala? In Olten leben heute schon doppelt so viele über 60-Jährige wie unter 20-Jährige.
Olten mag zwar im kantonalen Vergleich als junge Stadt erscheinen, aber auch bei uns sind 35 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner über 50, und schon bald werden die über 60-Jährigen unsere grösste Altersgruppe im Städtchen sein. Das stadträtliche Alterskonzept in Ehren, aber «die älteren Menschen sollen in Würde altern dürfen» klingt schon etwas nach Stumpengleis. Und mit mehr Sitzbänken und öffentlichen Toiletten, was der Stadtrat als konkrete Massnahme vorsieht, werden die Senioren auf Inkontinenz und Gehbehinderung reduziert. Eher respektlos gegenüber unseren Senioren ist auch, wie der Wunsch der Bewohner der Altersheime St. Martin und Bornblick nach etwas mehr Ruhe von der Beamtenschaft gegen den Willen ihrer tüchtigen Stadträtin ignoriert wird. Mit mehr Bänken und Pissoirs ist es nicht getan.
Senioren wollen nicht nur «in Würde altern». Sie sind und werden je länger je mehr ein tragender Pfeiler unserer Gesellschaft. Sie klopfen an die Pforte des Stadthauses, wollen arbeiten, sich aktiv einbringen und Verantwortung übernehmen für sich, ihre Kinder und Grosskinder. Vielleicht sollten wir in Ergänzung zum Schulfest ein «Altersfest» mit Festumzug und allem Drum und Dran feiern? Und anstatt «in Würde altern» wäre «in Würde leben» doch viel passender. Das gilt übrigens für Oltnerinnen und Oltner jeden Alters. Ein schönes Schulfest Euch allen!