In der Bärlauchwiese

Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin.
Jacqueline Straub, Journalistin, Theologin und Buchautorin.

Nach dem kalten Winter freue ich mich umso mehr, wenn mit dem Frühling auch wärmere Tage einziehen. Und nicht nur das wärmende Wetter liebe ich, sondern vor allem auch die saisonalen Lebensmittel, die in den Frühlingsmonaten zu geniessen sind. Etwa Bärlauch. Im letzten Jahr ging ich mehrere Male in den Hardwald, um Bärlauch zu sammeln. Bevor ich aufbreche, informiere ich mich immer nochmals über die «Regeln» des Bärlauchpflückens. Beim Sammeln sollte man sich in Acht nehmen, denn Bärlauch hat zwei giftige Doppelgänger: Maiglöckchen und Herbstzeitlose. Denn die Blätter der drei Pflanzen sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Der Verzehr von Maiglöckchen und Herbstzeitlose kann schwere bis tödliche Folgen haben.
Ich stand also im Hardwald mitten in einer Bärlauchwiese und inspizierte die Pflanzen. Sorgsam zupfte ich die Blätter ab. Ein Mann, der mit seinem Hund spazieren ging, hielt an und sprach mich an. Er machte sich Sorgen. «Seien Sie bitte vorsichtig», mahnte er. «Der Bärlauch könnte mit dem Fuchsbandwurm infiziert sein.» Dadurch kann man an einer sogenannten Echinokokkose erkranken, welche die Leber schädigt. Ich versicherte ihm, dass ich vorsichtig bin und die Blätter nach dem Sammeln heiss abwasche. Zudem haben neuere Untersuchungen ergeben, dass die Gefahr, durch gesammelten Bärlauch an einer Echinokokkose zu erkranken, äusserst gering ist. Ich habe es als schön empfunden, dass der Mann mich auf diese Gefahr hingewiesen hat. Es hätte ja wirklich sein können, dass ich mich nicht informiert hätte. Dutzende Fälle auf dem Notfall zeigen, dass es immer wieder Menschen gibt, die den Unterschied der Blätter zu wenig kennen. Als ich mir dann zuhause aus den Bärlauchblättern eine Suppe zubereitet habe, dachte ich noch lange an den Mann und die kurze Begegnung. Schön, dass es Menschen gibt, die sich um fremde Menschen Sorge machen – und sie ansprechen.

 

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