Impfe gäges Schimpfe
Am Sonntag sind die Mädels aus ihren Basler WGs nach Hause gekommen. Beide sind inzwischen junge Frauen, doch zu Hause sind sie wieder Kinder. «Ig ha ne Fisch ufem Tisch, wo no zimli läbig isch», röhrt die Mittlere, und die Jüngste zappelt dazu durch die Küche. «I chume us dr Aare und i bi ne ganz e Rare...», rappt es weiter aus dem Lautsprecher. Es ist der Kinderliedermacher Christian Schenker, mit einem seiner zahllosen Hits.
Zwei Tage später erfahre ich, dass Christian Schenker genau an diesem Sonntag gestorben ist. 50-jährig. Er hatte einen Hirntumor. Ich bin fassungslos, so wie unzählige Mütter und Väter. Christian Schenker und seine Grüüveli Tüüfeli – das war ein Synonym für unbeschwertes, lebendiges Kindsein. Mit seinen Liedern hat er Tausende Kinder durch Chindsgi- und Schuljahre begleitet. Auch unsere.
An den Konzerten sass man zusammen im Gras oder auf dem Bretterboden, während vorne dieser fröhliche Rotschopf herumhüpfte und sein Publikum mit wenigen Akkorden im Sack hatte. Völlig unprätentiös, aber ganz, ganz nah an den Kinderseelen: Er war der coole «Kickboard Kuno», der ungebremst und steuerlos die Beulen in Kauf nimmt; er brannte das «Harry-Potter-Fieber» in unvergessliche Reime; als Malo sang er auch mal «gruusig» (welche Wonne!), und er mimte die kleine Hexe, die für «Züüg met Zouberchraft» unterwegs war.
«Aber wir haben doch am Sonntag noch von ihm gesungen!», schluchzt die Mittlere, als ich sie anrufe und ihr die traurige Botschaft mitteile. Tröstlich ist dabei vielleicht, dass die Lieder weiterleben. Mein persönlicher Lieblingssong ist «Impfe gäge s’Schimpfe» – Christian Schenkers «Aufruf für weniger Gemotze.» Den Text sollten Erwachsene sich merken.