Immer mit der Ruhe
Das Holzboot schaukelt in den Wellen, auf meinem Rücken wiegt die Sauerstoffflasche noch schwer. Während der Tag in Olten gerade beginnt, lasse ich mich vorfreudig in den warmen Ozean vor Thailand fallen. Mit Taucherbrille und Flossen geht es danach Meter für Meter in eine Welt, die ich vor fünf Jahren kennen und lieben lernte. Hier unten bin ich auf Augenhöhe mit Kugelfischen, winke Nemo und seinen Freunden, begegne Schildkröten und Seepferdchen. Diese Welt ist bunt, ist schön und die Blubberblasen, die mit jedem Ausatmen Richtung Oberfläche tanzen, stehen für den Frieden dieser Unterwasserwelt. Nirgendwo sonst achte ich so bewusst auf meine Atmung und komme auch deshalb so zur Ruhe. Barfuss geht es am Abend über den Strand und eine Woche später durch das Dschungel-Häuschen im Norden des Landes. Am Tag wandern wir 20 km bergauf und -ab und treffen am Abend auf einheimische Familien, sitzen mit ihnen am Feuer, über dem auch unsere Frühlingsrollen brutzeln. Da kommen wir ins Gespräch, lernen, dass hier alle für das Essen verantwortlich sind: Reis ernten, Schweine füttern, Wälder roden und Hühner schlachten. Nur wenige, aber immer mehr Familienmitglieder ziehe es in die Grossstadt. Bangkok verspräche eine luxuriösere Zukunft und der Westen sei das Vorbild.
In die Hauptstadt des Landes geht es nach dem Dschungel auch für uns. Auch hier sprechen wir oft über das Woher und Wohin, darüber, wer wo glücklich ist. Während ich unter 1,8 Millionen Menschen aufwuchs und früher Städtereisen liebte, vermisse ich im Grossstadtdschungel nun schnell die Ruhe. Und auch wenn Olten nicht Chiang Mai und Hamburg nicht Bangkok ist, fühlt es sich vielleicht auch deshalb immer noch richtig an, dass der Weg zurück für mich in das Flugzeug Richtung Zürich und weiter Richtung Schweizer Kleinstadt führt. Zurück in ein Leben unter 19000 Menschen.