Im Ring
Im Ring geht’s in der Regel martialisch zu. Schwinger wischen sich das Sägemehl vom Rücken, Boxer schicken ihre Gegner auf die Matte, Wertpapiere werden gehandelt oder im Wallis gar um die Königinnenwürde unter den Kühen gekämpft. Treffen wir Oltnerinnen und Oltner uns im Ring, fliegen weder Fäuste noch Sägemehl.
Unser Kafi Ring ist ein wunderbarer Ort guter Gespräche, Begegnungen und Inspirationen. Im Ring zeigt sich Oltens besonderer Charakter. Da liegen noch gute Zeitungen auf, der Kaffee schmeckt, und die Gipfeli sind sündhaft gut. Das gibt’s an andern Orten auch. Das Spezielle hier sind die Begegnungen ohne Dünkel. Studentinnen und Rentner, linke und rechte Stadtseite, Büezer, Anwalt, Sportlegenden, scharfsinnige alt Oberrichter und Unternehmerinnen verkehren hier ebenso wie Geschäftsleute und Politiker.
Im Verlauf des Tages ändern sich die Gäste. Los geht’s um halb sieben mit von Bettflucht geplagten Jungrentnern. Ab sieben kommen dann die Menschen auf dem Weg zu Arbeit, stille Zeitungsleser, verschlafene Handwerkertruppen und muntere Stammtischler. Später setzen sich dann Schülerinnen, Znünipausierende, erschöpfte Einkäuferinnen, Mittagsesser und Zvieriliebhaberinnen zu Tisch. Und kurz vor Schluss trifft sich die Spitze der Oltner Fasnacht zum fidelen Gegagger. Den ganzen Tag über wird referiert, behauptet, geschwatzt und diskutiert. Medial und politisch fliegen auch in Olten die Fetzen. Bei Kaffee und Gipfeli weichen aber Positionen auf, verblassen Ideologien, und man schaut sich in die Augen.
Zu Orten der Begegnung wie dem Kafi Ring – und es gibt noch andere in der Stadt – müssen wir Sorge tragen. Sie sind es, die das Zusammenleben in unserem Städtchen so liebenswert und menschlich machen.