Im Kuchen
Es läuft. Für die einen zu viel. Für die anderen zu wenig. Also in Olten. Generell. Und explizit an den Abenden des Wochenendes. «Liebe auf den ersten Blick» - eine Phrase, die man mit dem Nebelloch des Mittellands eher nicht in Verbindung bringt. An Olten muss man sich gewöhnen - es lieben lernen.
«Ich ziehe an die Mühlegasse», erzählte ich vor einem halben Jahr glücklich, weil Stadtkind. «Ah, zmitzt im Chueche», war oft die Antwort. Eine neue Redewendung in meinem Wortschatz. Und ich wohne gern mitten im Kuchen, um es auf hochdeutsch zu sagen. Meine deutschen Verwandten würden mich bei der Aussage sehr schief angucken. Entschuldige, Mama, ich glaube das nennt sich Integration.
Im Kuchen ist was los. Hier werden für mich im Sommer Kinofilme zu Hörbüchern, hier höre ich Pauken und Trompeten an der Guggilari und hier habe ich den besten Blick auf die Chilbi. Vom Balkon könnte ich quasi direkt ins Badibecken hüpfen. Lasse es dann doch und gehe den Weg über die Strasse.
Bevor ich das geniessen konnte, musste auch ich Olten lieben lernen. Habe dafür auch vor dem Ortswechsel viel Zeit im Kuchen verbracht. Allein an der Bar. Damals eher unfreiwillig. Aber: allein an der Bar ist man nicht lange allein. Man kommt ins Gespräch, kennt auch die Barkeeper schnell beim Namen. Und sie dein «wie immer». Hier habe ich Freunde gefunden. Einige nur für einen Abend, viele begleiten mich bis heute. Allein an die Bar setze ich mich auch heute noch. Freiwillig. Was ich hier gelernt habe? Während sich die einen noch beschweren, dass in Olten nichts läuft, beschweren sich die anderen, dass es zu laut ist. Alles eine Frage der Perspektive also.