Im Fluss
Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen» hat der griechische Denker Heraklit vor über 2000 Jahren festgestellt. «Aare bleibt Aare» mögen die am See grossgewordenen Zürcher, Genfer oder Bieler einwenden. Doch wir geistig regsameren Oltnerinnen und Oltner haben Heraklit verinnerlicht und wissen, dass alles fliesst. Das Wasser in der Aare ist nie dasselbe. Als täglicher Aareschwimmer kann ich das nur bestätigen. Die Aare ist magisch. Jeder Schwumm ist etwas anders.
Mal zieht es mehr, manchmal ist es kühler, dann das Wasser grüner, da ein neuer Wirbel, es riecht intensiver, und mit etwas Glück kommt einem zwischen Aarburg und Olten ein Eisvogel entgegen. Schwimmen im Fluss bereitet Freude. Hunderte von Schwimmerinnen und Schwimmern zieht es an heissen Sommertagen zum Chessiloch und ins fliessende Nass. In Bern oder Basel haben die Stadtoberen die Lust des Flussbadens längst entdeckt. Die Ufer entlang von Aare und Rhein sind mit überschaubarem Aufwand schwimmgerecht gestaltet. In Olten sind wir noch nicht ganz so weit, aber die Dinge sind im Fluss. Zwar hat der Gemeinderat vor wenigen Jahren die Aufwertung der Badi zum Flussbad mit einer Sauna abgelehnt. Doch nun plant der Oltner Stadtrat mit einem Floss auf der Aare vor dem Ländiweg den grossen Wurf. Und es gibt einen Wassereinstieg unterhalb des Chessilochs. Aber aus dem Fluss aussteigen kann man – gegen Gebühr – nur entlang der Badi. Verpasst man den Ausstieg, verbleibt fast nur noch der Weiterschwumm bis in den Winznauer Kanal.
Der Traum des Stadtrates vom Floss ist gut gemeint. Seine Realisierung wird viel Geld kosten, Zeit beanspruchen und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vom Kanton, dem Verwaltungsgericht oder einer anderen volksfernen Behörde bachabgeschickt werden. Wir Oltner nehmen das stoisch und üben uns in Gelassenheit. Alle paar hundert Meter ein Treppchen mit Geländer entlang dem Aareufer und der Süfzgerallee würde uns schwimmenden Nachkommen des Heraklit völlig reichen.