Home sweet home
Es ist Frühling in Olten. Wenn die Sonne hoch am Himmel steht, schaukeln auf den Terrassen in unserem Innenhof wieder die Hängematten und die Balkonpflanzen gedeihen fleissig, wenn denn an ihre morgendliche Dusche gedacht wird. Trotz Heuschnupfen und hohem Taschentuchverschleiss ist dies meine liebste Zeit des Jahres.
Nachdem uns der Frühling hat warten lassen – ich hatte wirklich die Hoffnung damit den Heuschnupfen-Part zu überspringen –, zeigt er sich jetzt umso schöner. Auch im Norden. Hier strahlt die Sonne über dem Fischmarkt und dem Michel, während ich am Wochenende durch das luftig windige Hamburg laufe. Durch die Luft tanzen die Möwen und die Rufe zur nächsten Hafenrundfahrt und im direkten Kontrast dazu auch ein paar schweizerdeutsche Sätze. Unter vielen Touristen spazieren plaudernd neun meiner Oltner Freunde. An vier Tagen spiele ich Tourguide, lotse durch meine Heimat vom Elbstrand bis zur Alsterperle.
13000 bis 23000 Schritte legen wir am Tag zurück und sehen trotzdem nur einen Bruchteil der 104 Stadtteile. In einem davon treffen wir meine Eltern. Beim Essen quatschen wir darüber, wie es ist, wenn das Kind entscheidet auszuwandern, und meine Eltern erfahren, dass ich mittlerweile schweizerischer sei als die meisten meiner Freunde. Ich denke noch lange darüber nach, frage mich, warum ich mich in Olten so wohl fühle. Und während ich mich in Hamburg das erste Mal seit langem wieder zu Hause fühle, wird es mir etwas klarer: Es sind vor allem auch die Menschen, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte, die für mich ein Zuhause geworden sind. Denn trotz der schönen Aare und der Hügel: Vielleicht wäre ich nicht geblieben, wenn ich hier nicht so lieben Leuten begegnet wäre.
Mit dem Direktzug fahren wir zurück nach Hause, zum Frühling in der Kleinstadt am Wasser.