Hohoho
Was, es gibt hier keinen Weihnachtsmarkt?» Ich war wirklich traurig, als ich in meinem ersten Schweizer Winter vor fünf Jahren erfuhr, dass ich nun in einer Stadt wohne, in der es im Advent nicht mindestens drei Wochen am Stück nach Frittiertem und Zuckrigem duftet. Also fuhr ich eben für ein bisschen Weihnachtsmarktspektakel mit Freundinnen ins französische Colmar oder genoss ein winterliches Wochenende in der Wiener Kälte.
In Hamburg liebte ich Schmalzgebäck mit Puderzucker und glasierte Äpfel. Crêpes waren ein Muss, und auch Weihnachtsgeschenke fand ich in den Ständen zwischen Rathaus, Alster und Hauptbahnhof. Einem Schweizer Kollegen zeigte ich das Weihnachtsmarkthoppen. Vom kleinen Markt bei uns an der U-Bahnhaltestelle zogen wir zum Rathaus, zum Dom und weiter zum Santa Pauli. Und von da ging es direkt in den Club. Das war sehr lustig und war plötzlich Geschichte. Stattdessen lernte ich die Regeln beim Eishockey im Kleinholz und huschte nach einem Besuch bei den 23 Sternschnuppen ins Glühweinkarussell – Highlights, auf die ich mich mit den Jahren wirklich freute.
Und nun, fünf Jahre später, sprühen die Funken und der Santa saust in einem Affenzahn über strahlende Gesichter. Einige Handys fangen ein, was da am Seil vom Dach des Coop City hüpft, und wiederum andere klammern sich an ihren dampfenden Glühwein, sind ins Gespräch vertieft. «Es ist alles ein bisschen zu viel – ein bisschen amerikanisch, ein bisschen deutsch. Aber genau deswegen bin ich hier», fasst ein Kollege lachend seinen Besuch zusammen, als der Züglifahrer neben uns die Glocke bimmelt und der ganze Zug «hohoho» ruft. Und ich bin glücklich. Denn jetzt habe ich das Karussell, die 23 Sternschnuppen und einen Weihnachtsmarkt, der drei Wochen zimt-zuckrigen Duft versprüht und mit geschmolzenem Käse auf Kartoffeln meine Adventsabende verschönert.