Heute, morgen, übermorgen
Ich denke gern an früher, um das Heute zu verstehen. Ich denke gern an morgen, um dem Heute einen Sinn zu geben, und ich denke gern an übermorgen, um auch auf das Morgen vorbereitet zu sein.
Doch nun, nun sitzen wir hier zu viert auf dem Simplonpass. Inmitten der Bergwelt hocke ich auf meiner orangenen Decke, mit meinem heissen Kaffee in der Hand, schaue still in die Landschaft und geniesse. Unter uns: einige grasende Kühe, ein ehemaliges Spital und eine alte Kirche. Hinter uns: unsere bunten Camper und die Passstrasse, über die auch wir gerade noch hochgekurvt sind – über die nun hin und wieder ein paar Autos an uns vorbei rauschen. Auf dem Gasherd brutzelten eben noch die Spiegeleier und Rösti, die wir jetzt vor diesem Panorama geniessen. «Darüber kann ich mir ja in den Ferien Gedanken machen», denke ich noch vor wenigen Tagen, während ich in den letzten Arbeitstagen emsig meine To-Do`s abhake, an übermorgen denke und mich hier und da in die kurze Auszeit verabschiede. Doch klar ist: Das ist eine Illusion. Eine, in der ich denke, dass ich mit freiem Kopf in der Bergwelt hocke und an die Arbeit denke, dort auf die besten Ideen für alle Projekte komme. Und so ist spätestens in diesem Moment klar: nichts da. Hier auf dem Simplonpass bin ich weit weg vom Alltag, denke nicht an morgen und nicht an gestern. Hier oben geniesse ich die Ruhe neben der rauschenden Strasse, geniesse das Ei zu den Rösti und freue mich auf die Weiterfahrt nach Italien.
Auf dieser rollen wir Richtung Gardasee, und mir wird einmal mehr bewusst, wie schön auch das Hier und Jetzt ist, wie schön es ist, für einen Moment mal nicht vorbereitet zu sein. Und so geniesse ich mit einem Blick auf morgen und übermorgen, auf die Zeit nach den Ferien, einfach mal das Hier und Jetzt.