Grund und Boden

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Letzte Woche reiste ich wie praktisch jeden Winter für ein paar Tage ans Mittelmeer. Genua war das Reiseziel, mit dem Zug bequem in sechs Stunden zu erreichen. Wenn ich nicht grad las, schaute ich aus dem Fenster. Und egal wann ich hochschaute, ob nun die Nordwestschweiz, der Vierwaldstättersee oder das Tessin an mir vorbeizog: In der Schweiz wird gebaut. Wohnung um Wohnung, Block um Block. Und unweigerlich stellte sich mir die Frage: Für wen?

Es mag an der Abstimmung vom vergangenen Sonntag liegen oder an meinem eigenen Umzug, doch irgendwie ist das Thema Wohnen und Bauen derzeit omnipräsent. Auch in Olten wird seit einigen Jahren gebaut, was das Zeug hält. Olten wächst, so berichtete jüngst auch das OT und irgendwie scheinen sich alle einig: Das ist was Gutes. Ist ja einleuchtend, nicht? Mehr Einwohnerinnen heisst mehr Steuerzahler, mehr potenzielle Kundinnen usw. – gesetzt dem Fall natürlich, die Menschen, die kommen, haben auch genug im Portemonnaie und geben das dann auch hier aus.

Und so ist es auf dem Wohnungs- und Einwohnermarkt wie bei den Krankenkassen: Gebuhlt wird für die «guten Risiken» und gebaut für die gefüllten Portemonnaies. Nach dem Abstimmungssonntag, an welchem die Initiative für «Mehr bezahlbare Wohnungen» klar abgelehnt wurde, wird sich dieser Umstand sobald leider nicht ändern. Auch in einer Stadt wie Olten nicht, wo städtische Liegenschaften am liebsten verkauft werden und sogar eine der wenigen Stadtteil-Verbind-ungen in privaten Händen ist.

Oder doch? «Clevere Leute leben hier» steht auf der Website Wohnregion-olten.ch. Für eine Annahme der Initiative fehlten in Olten nur gerade mal 13 Stimmen. Die Sache mit dem Wohnen, sie wird uns wohl auch in Zukunft beschäftigen. Denn wo wohnen müssen wir alle, nicht nur die mit dem dicken Portemonnaie.

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