Greta macht mich wütend

<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
<em>Daniel Kissling</em>, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

«Warum bist du so hässig?», fragt mich meine Freundin. Ich grummle zuerst etwas vor mich hin, nicht zuletzt, weil es mir etwas peinlich ist, und sag dann doch: «Wegen Facebook! Wegen all der dummen Kommentare, all den Wutbürgern, all dem Hass!», stöhne ich auf und erzähle ihr von Leuten, die um ihre Zukunft fürchtenden Teenagern Faulheit vorwerfen und hinter einem schwe- dischen Mädchen eine Verschwörung böser Mächte vermuten, die uns einer Öko-Diktatur unter- jochen wollen. «Du solltest weniger Zeit auf Social Media verbringen», sagt sie und hat wohl recht.

Dennoch lässt mich der Gedanke nicht los. Was lässt so viele erwachsene Leute beim Anblick von demonstrierenden Jugendlichen so wütend werden? Was lässt so viele Menschen die Augen von der von über 97% der Wissenschaftler anerkannten Faktenlage verschliessen? «Ist doch klar», meint ein Freund, als ich mit ihm darüber spreche, «Wer den Klima-Wandel anerkennt, gesteht damit ein, dass die Kacke am Dampfen ist. Kleine Schritte reichen nicht mehr aus. Wir werden alle unser Leben ändern müssen und das wird wehtun.»

Später blinkt mein Handy. Facebook teilt mir mit, dass ein Oltner Politiker einen Link in der Gruppe «Olten» gepostet hat. Es ist ein Artikel, der genau das fordert: Kleine Schritte statt grosse für die Umwelt, damit die Bevölkerung mitmacht. Zu radikal die Forderungen der Klima-Jugend. Ich fühle, wie mein Puls steigt, die Wut in mir aufsteigt und will schon auf die Kommentarspalte drücken und lostippen, als der Name meiner Freundin aufploppt. «Und?? Was machst du so?», fragt sie. «Ich versuche grad mein Leben zu ändern. In kleinen Schritten», schreib ich, atme tief ein und leg mein Handy weg.

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