Gemeinschaft

Früher klagte man in dieser Stadt über den Nebel. Heute stellt man erschrocken fest: So viel Nebel gibt es hier gar nicht mehr. Dafür regnet es jetzt. Überall, hat man das Gefühl, und immer. Vorgestern regnete es und gestern und heute und sehr wahrscheinlich auch morgen, wobei es gar keine Rolle spielt, dass in dem Moment, in dem ich das hier schreibe, Dienstag ist, die meisten von euch diese Worte aber erst am Donnerstag lesen werden oder am Freitag oder gar nicht. So oder so wird das mit dem Regen wohl oder übel dann immer noch stimmen.

Übers Wetter klagen geht immer. Zu heiss, zu kalt, zu windig, zu nass – kein universelleres Thema gibt es. Annähernd so alters-, standes- und vielleicht mittlerweile auch geschlechterübergreifend ist derzeit nur noch ein Thema: Fussball. Mich persönlich interessiert die Sache zwar wenig, doch muss ich zugeben: In einer Welt, in der wir uns alle in unsere Blasen und Szenen und kleinen Facebook-Gruppen zurückziehen, in denen man TV-Serien nicht mehr gemeinsam im Fernseher zur Prime Time, sondern alleine irgendwann auf dem Laptop schaut, ist eine Fussballmeisterschaft ein letzter grosser Teil niederschwelliger Gemeinschaft.

Natürlich gibt es jene, die von dieser Massenbegeisterung profitieren wollen und daran ist auch gar nichts auszusetzen. Sportgeschäfte und Gastronomie, Sponsoren und Medien stimmen munter ein in den EM-Rausch. Nur das Wetter, das lässt sich davon nicht beeindrucken und so ärgerlich das für Festbank-Profiteure auch sein mag: Jetzt kann man beim Smalltalk sowohl über Fussball diskutieren als auch übers Wetter klagen und wer weiss? Vielleicht kommen wir ja so einander wieder etwas näher.