Geknorze
Vor wenigen Tagen überrascht uns die Nachricht, dass Olten die rote Laterne in Sachen Velofreundlichkeit trägt. Dabei ist «überrascht» wohl etwas das falsche Wort. Denn Velofahren in Olten ist wirklich ein kühnes Unterfangen. Durchgehende Velowege und -spuren fehlen. Immer wieder kreuzen die bruchstückhaft vorhandenen Radwege die Hauptverkehrsachsen. Ein unlustiges und oft auch gefährliches Geknorze ist aber nicht nur das Velofahren in Olten. Auch Automobilistinnen und Fussgänger sind in Olten beschwerlich unterwegs. Verkehr heisst in unserem Städtchen vor allem Warten, Verdruss und Schleichen von Rotlicht zu Rotlicht. Und das völlig losgelöst vom gewählten Verkehrsmittel.
Die Wurzel dieses Übels liegt in 50 Jahren verfehlter, da ideologischer und verknorzter Verkehrspolitik. Sind die einen dafür, so sind die andern dagegen. Von A wie Aarburg über L wie Liestal bis zu Z wie Zürich werden landauf, landab Verkehrsumfahrungen gebaut. In Olten fehlte es aus Mangel an politischem Willen und Zusammenarbeit an Umfahrungen von Nord nach Süd und West nach Ost. Das Niederamt, das obere Oberbaselbiet und das boomende Untergäu werden mitten durch die Quartiere über Citykreuzung, Post und Bahnhofplatz erschlossen. Die Oltner Entlastungsstrasse ist nicht mehr als ein Blinddarm ohne Anfang und Ende. Folge davon sind überlastete Strassen, Ausweichverkehr in Wohnquartieren und fehlender Platz für attraktiveren Fussgänger- und Langsamverkehr.
Wenn wir das Geknorze endlich angehen wollen, braucht es politischen Willen und die Bereitschaft der unterschiedlichen politischen Lager, über den eigenen Schatten zu springen. Drum weg mit den ideologischen Brillen. Als veritable Brückenbauer sollten wir Oltnerinnen und Oltner das doch schaffen!