Füegs Erbe
Am Wochenende, beim Stöbern in alten Büchern, ist mir eine Wahlkarte von Cornelia Füeg von 1987 in die Hände gefallen. Die Karte steckte in Ecos «Einführung in die Semiotik», die ich als Studentin lesen musste. Cornelia Füeg, Anwältin und Bäuerin, kandidierte damals für den Regierungsrat, «wild», wie man sagte, als erste Frau im Kanton Solothurn. Auf dem Bild trägt sie eine gelbe Bluse unter dem kecken Kurzhaarschnitt, ihr Blick ist schräg-herausfordernd auf ein imaginäres Gegenüber gerichtet. Eine Frau in der Blüte ihrer Schaffenskraft. Sie war «zwar» FDP, aber diese Kröte schluckten progressive junge Frauen wie ich damals ohne Murren. Hauptsache nicht der rechtsbürgerliche Kandidat, Hauptsache endlich eine Frau. Und im Herzen war die Füeg ja ohnehin eine Grüne. Das passte. Neun Jahre lang führte sie kompetent das Baudepartement. Füeg ebnete den Frauen im Kanton Solothurn das politische Terrain. Leider wurde dieses nach der Pionierin nicht eben frauenfreundlicher: Unser Kanton zeichnet sich bis heute dadurch aus, dass er sich «einzige Frauen» leistet – im Nationalrat, im Regierungsrat, in vielen Gemeinderäten zwischen Grenchen und Erlinsbach, und natürlich auch im Oltner Stadtrat. In Olten wird auf Ende Jahr sogar die Gleichstellungskommission wieder abgeschafft. Der Auftrag sei erfüllt, wird behauptet. Einziger Schönheitsfehler: Städtische Chefposten sind fest in Männerhand. Frauen stossen in Politik wie auch Verwaltung an gläserne Decken. In der Solothurner Regierung hingegen könnte sich im März 2017 das Blatt endlich wenden: FDP und SP stellen für die Ersatzwahlen Gassler/Gomm zwei äusserst kompetente Frauen zur Wahl. Gelb und Rot – was für eine glücklich Fü(e)gung!