«Frühlings Erwachen»
![Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)](/fileadmin/_processed_/0/d/csm_sao_2016-03-23_750_0900_721078_Kissling_Photo_by_Michael_Isler_Kolumne_403c67153c.jpg)
Es ist natürlich nicht so, dass eine Stadt Winterschlaf macht. Auch in den kalten Monaten lebt sie weiter, hastet sie weiter. Und dennoch: Wenn die Sonne kommt, wenn die ersten Einwohner auf den Steintreppen beim Aare Bistro sitzen, wo sie jetzt noch ihr selber mitgebrachtes Dosenbier trinken dürfen, wenn die Diskussion über das Formtief des EHCO wieder abflauen und die Uhr eine Stunde vorgestellt wird (diesen Samstag), dann scheint sich der Blick wieder nach vorne zu richten.
Natürlich gibt es auch jene noch, die vor allem von Vergangenem reden, von den verpassten Chancen (SüdWest! Parkhaus!). Gleichzeitig habe ich – nicht zuletzt vielleicht, da die lokalen Druckerzeugnisse Facebook entdeckt zu haben scheinen – selten so viel Zukunftsmusik anspielen hören wie in den letzten Wochen. Von neuen Restaurants und Bars wird da erzählt, von einer Mischnutzung des Stadthauses, von Open-Air-Kino, Street Food Festival, Donnschtigs-Jass, Bio-Laden und noch ein paar Projekte mehr.
Um ehrlich zu sein, interessiert mich nicht alles davon. Das muss es aber auch nicht, denn dankbarerweise sind die Geschmäcker verschieden. Nicht allen wird die neue 3-Tannen-Bierglace schmecken. Nicht alle können nachvollziehen, warum alte Gebäude abgerissen werden und warum ein Parlament verkleinert werden könnte. Über Letzteres werden wir deswegen abstimmen und die Meinung der Mehrheit wird umgesetzt. So ist das in einer Demokratie. Meistens jedenfalls. Oder haben wir nicht mal drüber abgestimmt, dass wir unser Dosenbier auch auf anderen Steintreppen an der Aare (also «AndAare») trinken wollen?