Frech bewegt
Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin». Seit Jahren bewegt das Buch von Ute Erhardt. Ob das mit dem Himmel tatsächlich so ist? Als Lebender kann ich das nicht beurteilen. Auch zweifele ich, ob man als «Böser» ausser auf dem Schwingplatz – da ist der Böse König – langfristig Erfolg hat.
Will man aber etwas bewegen, ist eine Portion Frechheit gepaart mit Respekt, Freundlichkeit und Wertschätzung sicher hilfreich. Respektvolle Frechheit hilft, Denkmuster zu durchbrechen, vorschnelle Neins zu überwinden und scheinbar Unmögliches zu ermöglichen. Was im Privaten oder Geschäftlichen funktioniert, wäre auch in der Politik ein probates Mittel.
Uns Kantonsrätinnen und Kantonsräten tut die Verwaltung via Regierung immer wieder kund, dass diese oder jene Idee nicht umsetzbar sei. Im Wallis oder Jura sei die Lösung zwar implementiert, aber bei uns? Egal ob frohes Paddeln auf der Aare oder Steuerfreiheit für Solaranlagen: «Nein», tönt es dann apodiktisch, «das widerspricht Bundesrecht!» Dieser argumentative Vorschlaghammer ist ein bewährtes Mittel, um sich nicht bewegen zu müssen. Und er ist einer der Gründe, warum der untertänige Kanton Solothurn wenig innovativ nicht so recht vom Fleck kommt. Frechheit gegenüber Bern ist unserer Verwaltung Sache nicht.
Damit sind wir in Olten angelangt. Warum braucht der Kanton zwei Jahre, um 300 Meter Strasse zwischen Post und Bahnhof zu sanieren? Und warum kann unsere Stadtverwaltung das Anliegen der vom Strassenlärm geplagten Bewohnerinnen und Bewohner der Altersresidenz Bornblick für eine massvolle Temporeduktion nicht einfach unbürokratisch mit drei Schildern umsetzen? Dabei unterstützt Baudirektorin Marion Rauber den berechtigten Wunsch der Seniorinnen und Senioren. Das verwundert nicht. Sie ist eben ein «freches Mädchen».