«Fortschritt»

Der Fortschritt schreitet unaufhaltsamvoran, auch undgerade in Olten. So haben wir seit jüngstem eine richtig autofreie Fussgängerzone in derInnenstadt. Glänzende Poller aus Chromstahl versperren den Weg, nur der Bus darf noch durch. Wenn er naht, versinken die Poller automatisch im Boden.

Wenn er dann durch ist, steigen die Poller sofort wieder empor. So ist das in der Theorie. In der Praxis der vergangenen Tage aber blieben sie zwei Minuten im Boden - Zeit genug für den einen oder anderen Personenwagen, durchzuschlüpfen und in der Fussgängerzone gefangen zu bleiben, nachdem die Poller dann doch wieder aufgestiegenwaren.

Es waren meist ahnungsloseAuswärtige, die in die Falle gingen - eine Kosmetik-Vertreterin ausLugano, eine Fachhochschülerin aus Brugg, ein Medikamenten-Auslieferer aus Oerlikon. Niemand weiss, wie lang sie in Olten gefangen blieben, aber man muss hoffen, dass unsere Tourismuszentrale freundlichere Methoden kennt, die Fremden zu längerem Verweilen im Städtchen zu bewegen. Auch der Gewerbeverband muss sich andere Tricks einfallen lassen, die Umsätze im Weihnachtsgeschäft zu steigern.

Was mit den Gefangenen weiter geschah? Irgendwann werden Ortskundige sich erbarmt und sie auf den einzigen legalen Fluchtweg in die Freiheit hingewiesen haben - über die Mühlegasse, die aus unerfindlichen Gründen keine Poller hat.

Dieses Manko wird recht häufig technikgläubigen Automobilisten zum Verhängnis, die zum Beispiel nach Basel fahren wollen und sich von ihrem Navigationsgerät durch die Mühlegasse mitten in die Fussgängerzone leiten lassen, wo ihnen die Weiterfahrt durch die Baslerstrasse leider durch chromglänzende Poller verwehrt wird. Dortstehen sie dann, bis sie ausreichend Courage gesammelt haben, dem Befehl ihres Geräts zu widerstehen und einfach rechtsumkehrt zumachen.Alex Capus

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