«Feuerwerk»
Seit der vorletzten Eiszeit hat Olten sein Augustfeuerwerk auf einem Pontonier-Floss mitten auf der Aare abgebrannt - und jetzt plötzlich nicht mehr. Die Sache ist die, dass letztes Jahr eine Bombe im Rohr explodierte, worauf Teile des Feuerwerks horizontal das Aareufer und den Bahnhofunter Beschuss nahmen.
Damit das nicht mehr passiert, wird es nun erstmals nicht mehr unten auf der Aare, sondern oben im Hardwald auf dem Areal der Kantonsschule abgebrannt. Darüber ist das Städtchen in hellem Aufruhr - wie jedes Mal, wenn etwas nicht mehr ist, wie’s immer war. Die einen finden die neue Regelung blöd, die anderen fanden die alte Regelung besser.
«Wo soll ich jetzt meinen Klappstuhl aufstellen?», fragt mein Nachbar Urs.
«Komm mit mir auf die Belchenflueh», sagt mein anderer Nachbar, der ebenfalls Urs heisst. «Dort sehen wir das Feuerwerk von oben. Und jenes von Sissach, Liestal, Aarau, Langenthal und Solothurn gratis noch dazu.»
«Das ist nicht das Gleiche», antwortet Urs. «Mein Klappstuhl ist das nicht gewohnt.»
«Feuerwerk im Hardwald istgefährlich», sagt mein dritter Nachbar, der ebenfalls Urs heisst. «Beieinem Rohrkrepierer werden Fuchs und Hase totgeschossen. Ein Waldbrand bricht aus. Die Kanti brennt nieder.»
«Vielleicht ist das die geheime Absicht», sinniert der erste Urs. «Der Kanton will sich die millionenteure Sanierung sparen.»
«Und wer denkt an die Pontoniere?», fragt der zweite Urs. «Wenn die zum1. August kein Floss mehr bauen dürfen, haben sie überhaupt keineAufgabe mehr.»
«Und?»
«Eine Aufgabe ist wichtig für denVerein», sagt der zweite Urs.«Wegen der Subventionen.»
«Die haben doch eine Aufgabe», sagt der erste Urs. «Wenn Hitler mit der Wehrmacht kommt, müssen sieunsere Brücken sprengen. UndNotbrücken errichten.»
«Kommt am 1. August auf meinen Balkon», sage ich. «Ich habe einen prächtigen Blick auf den Hardwald.»
Alex Capus
