«Feierabend»
![Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)](/fileadmin/_processed_/c/9/csm_sao_2015-10-28_750_0900_513892_Kissling_Photo_by_Michael_Isler_Kolumne_64696855bb.jpg)
Sonntag Abend, Theaterstudio: Strohmann-Kauz aka Ruedi und Heinz haben zur Zusatzvor- stellung ihres neuen Stücks «Milchbüechlirächnig» geladen. Die Stühle sind bis auf den letzten besetzt. Viele Gesichter kennt man, so ist das halt in Olten. Was auffällt: Einige von ihnen blicken einen sonst über Tresen und Theken an. Rahel und Steff vom Gryffe, Marc von der Vario und ich. Natürlich ist das kein Zufall. Freitag und Samstag ist Hochbetrieb, am Sonntag läuft das Geschäft gemächlicher oder ist, wie in meinem Fall, gleich ganz geschlossen.
Der Rhythmus in der Bar- und Kulturbranche ist im Vergleich zu jenem der Allgemeinheit etwas verschoben, gelinde aus-gedrückt. Feierabend hat man dann, wenn andere schon bald wieder aufstehen, das Wochenende geniesst man, wenn die Woche der meisten schon wieder begonnen hat und so sollte man sich nicht verwundern, wenn man von einer Barkeeperin nachmittags um drei schon mal mit einem «Guten Morgen» begrüsst wird.
An sich ist das alles kein Problem. Nur Veranstaltungen in anderen Lokalen als dem eigenen zu besuchen, kann schwierig werden. Und hat man mal frei, dann steht das Besuchen eines Konzerts oder einer anderen Bar vielleicht auch nicht grad zuoberst auf der Wunschliste. Doch gibt es andere Gelegenheiten, zu denen man sich treffen kann. Besprechungen gemeinsamer Projekte zum Beispiel, die finden dann anfangs Woche statt oder mitten am Tag. Dann sitzt man beieinander, zum Beispiel an einem Tisch mitten in der ansonsten leeren Schützi, trinkt Kaffee, erzählt sich die neusten Gerüchte, den neusten Tratsch, halt ganz so, wie es andere auch tun, etwa beim Feierabendbier, nur etwas verschoben.