«Falls alles nichts hilft»

Der Stadt Olten geht es schlecht, weil es Alpiq schlecht geht. Die Kasse ist leer, weil Alpiq keine Steuern mehr zahlt. Das Budget 2014 ist auf Eis gelegt, ein paar Wutbürger haben das Referendum ergriffen. Anallen Ecken und Enden mussgespart werden, kein Mensch darf mehr irgendwas kaufen.Das Allernotwendigste müssen wir uns vom Mund absparen - nicht nur vom Mund übrigens, sondern auch von anderswo.

Der Verwalter der Oltner Stadthalle zum Beispiel darf keinToilettenpapier mehr einkaufen; die Stadt hat kein Budget undalso kein Geld, Punkt Schluss. Das bringt den Verwalter nun aber in Verlegenheit, denn diesen Freitag rücken aus der ganzen Schweiz 1200 Militärs in der Stadthalle ein. Gewiss sind Soldaten ihrem Naturell gemäss disziplinierte Menschen - aber ein ganzes Wochenende lang? Meine Kameradin Trudi Stadelmann, von der ich diese Information habe, hat im Tagblatt die Bevölkerung zu Sachspenden aufgefordert. Ich selber bezweifle, dass das Problem mit freiwilliger Wohltätigkeit zu lösen ist. Ich meine, da müsste der Generalstab eingreifen und jedem der 1200 Wehrmänner befehlen, eine Rolle Toilettenpapier mit nach Olten zu bringen. Das würde zwar zwanzig Jahre städtisches Standortmarketing zunichtemachen, aber das akute Problem wäre gelöst.

Wo die Armee schon mal hier ist, könnte sie auch gleich andere Probleme angehen. Sie könnte die Oltner Schulhäuser, die aus Spargründen ein bisschen versiffen, wieder mal gründlich reinigen. Oder die Führungen durchs Naturmuseum für Schulkinder wieder einführen, die man ab-geschafft hat. Und die Parkbänke wieder aufstellen, die man über die Jahre demontiert hat.

Und wenn die beste Armee der Welt dafür nicht ausreicht, rufen wir noch die Bundeswehr nach Olten. Und die Fremdenlegion. Und die Blauhelme. Und falls das alles nichts hilft - und Alpiq noch immer keine Steuern zahlt - zahlen wir Bürger halt selber wieder welche. Was sein muss, muss sein. Wir sollten uns an denGedanken gewöhnen.

Alex Capus

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