«Extrem faszinierend»

Es gibt zwei Sorten von Oltnern: die einen hassen Olten, die anderen lieben Olten. Die einen halten Olten für das blödeste Kaff des Universums, die anderen glauben, es sei der Garten Eden. Die einen schimpfen ohne Unterlass, die anderenjubeln die ganze Zeit. Widersprechen darf man nicht. Beide sind überzeugt, dass sie recht haben.

Ich weiss nicht, ob das an anderenOrten - in Grenchen zum Beispiel, oder in Tecknau - auch so ist. Ichnehme es an. Es liegt einem halt jener Ort am meisten am Herzen, den man am besten kennt. Man findet jenen Waldrand den schönsten auf der Welt, an dem man sein erstes Mädchengeküsst hat. Und man hält jene Bausünde für die hässlichste, die man seit Jahrzehnten anschauen muss. Man hält die eigene Dorfzeitung für die weltweit einfältigste, weil man siejeden Tag lesen muss. Und manhält seine Lokalpolitiker für dieunfähigsten, weil man sie mangelsAlternativen alle vier Jahre wiederwählen muss.

Objektiv betrachtet kann das natürlich nicht stimmen. Der Waldrand ist gewiss sehr schön, aber doch einfach ein Waldrand. Die Oltner Bausünden sind auch nicht hässlicher als jene inOftringen oder Brugg. Und was die Dorfzeitung betrifft: die ist ja nun wirklich überall dieselbe.

Ich finde es schön, wenn man seinem Ort in Liebe und Hass verbunden ist. Und gewiss muss man, um ihn lieben zu können, den Ort irgendwie einzigartig finden. Andrerseits ist es doch anstrengend, ständig in Superlativen zu leben.

Ich selber bin ganz froh, dass Olten nichts Besonderes ist. Das hat Lebensqualität. Dieses Gewöhnliche, dieses Unspektakuläre, dieses ganz und gar Durchschnittliche - das gibt’s nicht noch einmal. Meiner Meinung nach ist Olten die durchschnittlichste Stadt des Universums. Ich habe recht und dulde keinen Widerspruch. Einzigartig. Extrem faszinierend. Wer’s nicht kennt, sollte sich das mal an-sehen. Ich liebe es. Alex Capus

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