Enzo gut, alles gut
«Schau mal», sage ich zu meinem Gatten, «die Stadt hat die Kurve gerade noch gekriegt.» Es ist Montagmorgen, mein Gatte stellt seine Kaffeetasse ab und vertieft sich in die Zeitungsaufnahme, die ich ihm unter die Nase halte: Oltens Stadtpräsident und sein Baudirektor fliegen fröhlich winkend durch die Lüfte, als könnten sie von spätsommerlichem Chilbivergnügen nicht genug bekommen. Nur dass sie nicht am Riesenrad hängen, sondern auf einem pinken Enzo-Möbel sitzend an einem Lastkran baumeln. «Ist doch ein sympathisches Bild – die perfekte PR-Aktion», findet mein Gatte. «Warum sagst du ‹die Kurve gerade noch gekriegt?»
Meine Liebster, so stellt sich heraus, hat das Gschtürm rund um die Enzo-Möbel und die Kirchgasse nicht mitverfolgt. Und somit nicht mitbekommen, dass vor zwölf Tagen ebendieses pinke Enzo-Ding plötzlich auf der Kirchgasse stand; von Unbekannten bei Nacht und Nebel dorthin geschleppt. Und dass die Stadt dem Initianten des Enzo-Projekts, «Kolt»-Herausgeber Yves Stuber, mit einem Ultimatum und Kosten drohte, sollte dieser das Möbel nicht wieder in die Schützi transportieren. «Man munkelt», kläre ich meinen Gatten auf, «die Frau des Stadtpräsidenten habe auf ihren Mann eingeredet, er solle das pinke Möbel doch auf der Kirchgasse stehen lassen. Weil alle es mögen.Wenigstens bis zur offiziellen Übergabe der Enzo-Möbel an die Stadt.» Doch dann sei die städtische PR-Abteilung, also der Stadtschreiber, seinem Vorgesetzten zwar politisch korrekt, aber etwas humorlos zuvorgekommen.
Mein Gatte hört sich den Bericht an und lächelt versonnen. «Mich dünkt», meint er schliesslich, «der Stadtpräsident sollte mehr auf seine Frau hören.» Wer möchte ihm da widersprechen?