Engpässe
Da haben wir aber nochmal Glück gehabt! Dass Sie, liebe Leserschaft, diese Kolumne in gedruckter Form lesen können, ist nämlich aktuell alles andere als selbstverständlich. In der Schweiz fehlt es an Zeitungspapier. Ein Brand brachte die Produktion in der Papierfabrik Perlen zum Erliegen und da dort das Gros der Schweizer Zeitungen hergestellt wird, kommen diese in den nächsten Wochen mit weniger Seiten daher.
Was jüngst genau diese Zeitungen titelten: Auch das Gas wird knapp und damit Heizen teurer. In England bleiben derweil die Lebensmittelregale leer, weil der Brexit den gewohnten Nachschub an osteuropäischen Lastwagenchauffeuren hat versiegen lassen. Und in Olten kann das neue Kulturlokal APA Kulta im ehemaligen Kino Camera an der Römerstrasse nicht eröffnen, weil die Lüftung fehlt - Lieferprobleme!
Engpässe, Knappheit, Lieferprobleme. Während die Generation meiner Eltern noch heute von der Ölkrise in den 70ern erzählen (und von den deshalb verhängten autofreien Sonntagen schwärmen), war Mangel in den letzten 30 Jahren, die ich erlebt habe, etwas, das es wohl woanders, aber sicher nicht hier bei uns gab.
Natürlich sind ein paar Zeitungsseiten weniger oder eine verschobene Eröffnung zwar mühsam und gerade bei unentgeltlichem Engagement bedauernswert, aber doch kein Weltuntergang. Aber es ist ungewohnt und zeigt die Verwundbarkeit des unglaublich komplexen Systems, in dem wir leben. Der Brand in der Papierfabrik mag die Zeitungen nur temporär verdünnen, doch auch eine vorübergehender Engpass kann verheerend sein. Stellen wir uns vor, wir kämen in eine Situation, in welcher mehr Menschen auf den Intensivstationen liegen würden, als wir dafür Personal hätten…