(Ein) Platz für alle?

Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)
Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Olten hat einen neuen Platz. Keiner der repräsentativen Sorte, sondern einer zum Verweilen, mit Bänken und Bäumen, an dem sich der aufziehende Frühling geniessen lassen wird. Gewidmet ist der Platz am Fusse der Altstadt einer Hexe, und so wenig das bei einer Stadt, deren König ein Kater ist, verwundern sollte, so symbolisch wichtig ist das doch.

Anno 1389 soll Metzina Wächter mit einem Zauberspruch den Bernern die Belagerung Oltens so richtig verregnet haben. Zu sumpfig wurde dadurch die Schützi, um auf ihr zu kämpfen, sodass das Berner Heer unverrichteter Dinge wieder nach Hause ging.

Nun könnte man Metzina Wächter als Lokalpatriotin feiern, als Freiheitskämpferin. Gerade in diesen Tagen, in denen Bilder von Molotov-Cocktails mischenden und mit Traktoren Panzer abschleppenden Ukrainerinnen und Ukrainern um die Welt gehen, steht Wehrhaftigkeit wieder hoch im Kurs. Dass dahinter meist Verzweiflung, Leid und Zwang stehen, wird von den kalten Stubenkriegern gerne vergessen.

Auch Metzina Wächter setzte ihre vermeintlichen Kräfte aber nicht freiwillig für Olten ein. Hätte sie nicht getan wie ihr geheissen, sie wäre wie unzählige Frauen vor und nach ihr im Kerker oder gar auf dem Scheiterhaufen gelandet.

Ich freu mich darauf, in ein paar Jahren zusammen mit meiner Tochter auf einem der Bänkchen zu sitzen und ihr Metzinas Geschichte zu erzählen. Worauf ich mich aber noch mehr freuen würde: Wenn ich ihr später davon erzählen könnte, wie Olten ab 2022 all jenen Schutz und Zuflucht bot, die vor Krieg flüchteten. Natürlich ukrainischen Müttern und Kindern, aber auch den Vätern, russischen Oppositionellen und Deserteuren, Familien aus Afghanistan, dem Jemen, Eritrea. Weil Krieg überall scheisse ist.

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