«Ein Gerücht (2)»

Das jüngste OltnerGerücht ist wahr: Unser Stadtpräsident ist tatsächlich in der Innenstadt geblitzt worden. Wie schnell er statt der erlaubten20 km/h unterwegs war, getraue ich mich nicht zu fragen. Die Busse von 250 Franken (nicht 350 oder 400, wie manche munkelten) lässt laut Bussenkatalog auf 31 bis 35 km/h schliessen.

Kann passieren. Die gute Nachricht ist aber wie gesagt die, dass derStapi die Busse tatsächlich bezahlte, ohne sich stillschweigendeAbsolution durch die Stadtpolizei zu verschaffen, wie es mancheseiner Amtsvorgänger vor vielen Jahrhunderten angeblich machten. Und weil er sich damit als guterDemokrat profilierte, melden sich jetzt andere Würdenträger mit ihren Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz zu Wort. Der neu gewählte Oltner Finanzvorstand beispielsweise liess verlauten, er sei dann im Fall auch schon geblitzt worden und habe ebenfalls bezahlt; der Pfarrer zu Sankt Martin hingegen dementierte mir gegenübertelefonisch, dass ihm wieder mal der Führerschein entzogen worden sei. Und am Tresen der Galicia Bar ärgerte sich der Amtsgerichtspräsident in kraftvollen Worten darüber, dass seine Freundin hatte ins Röhrchen blasen müssen, nur weil er selber in aufgeräumter Stimmung auf dem Beifahrersitz sass.

Wie dem auch sei: Aus Sicht derAllgemeinheit ist es zu begrüssen, wenn die Herren Geld abliefern, denn die Stadtkasse ist leer. Dieses Jahr fehlt aus Spargründen sogar der traditionelle Weihnachtsbaum auf dem Stadthaus. Als ich das dem «Bäumli-Lack» in Kappel berichtete, bei dem meine Söhne und ich stets unseren Weihnachtsbaum aus dem Bornwald holen, sagte er: «Wenn es so schlimm steht um die Stadt, sollen sie mich nächstes Jahr anrufen. Dann spendiere ich einen Baum.»

Womit wieder einmal dargelegtwäre, dass wir überheblichenStädter doch letztlich stets vom Landvolk leben. Alex Capus

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