«Ein Gerücht»

Ich habe gehört, dass unser frisch gewählter Oltner Stadtpräsident ein bisschen zu schnell gefahren sei -und das in unserer brandneuen, verkehrsberuhigten Innenstadt,wo Tempo 20 gilt. Es ist nur einGerücht. Manche reden von350 Franken, andere von 400 Franken Busse.

Unser Stapi ist meist mit dem Velo unterwegs. Werden Velos auchgeblitzt? Eigentlich müsste ich im Stadthaus anrufen und den Sachverhalt erfragen. Aber ich bringe es nicht übers Herz. Die Leuteerschrecken immer so furchtbar, wenn mal was ist. Meist erschrecken sie auch, wenn nichts ist. In diesem Fall ist so oder so nichts.

Wenn das Gerücht aus der Luftgegriffen ist, ist natürlich nichts, klar. Ich vermute allerdings, dass es schon ein bisschen stimmt. Tempo 20 ist verdammt langsam, da ist man rasch zu schnell unterwegs. Ich würde wetten, unser Stapi ist geblitzt worden. Vielleicht mit dem Velo, vielleicht mit dem Auto. Sollte nicht, aber kann passieren.

Spannend finde ich nicht dieBlitzerei, sondern jenen Teil desGerüchts, wonach der Stapi die350 oder 400 Franken BusseBEZAHLT hat. Das ehrt ihn undbeweist, dass er vor dem Gesetzuns allen gleich ist.

Das war nicht immer so.

Historisch interessierte Bürger munkeln gerüchteweise, dass es tief im 20. Jahrhundert nach ChristiGeburt eine Zeit gab, da die Notablen dieser Stadt auf Gemeindegebiet Immunität vor dem Strassenverkehrsgesetz genossen. Die Herren verfügten über eine Art Freibrief zum Rasen und Falsch-parken. Und wenn sie zu lang im Rathskeller beim Trunke sassen, verschafften sie sich mittels Anruf bei der Stadtpolizei freie Heimfahrt. Manche mutmassen, das sei dieeigentliche Raison d’être der Stadtpolizei gewesen.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Unser Stadtpräsident beweist das, indem er eine Busse über 350 oder 400 Franken bezahlt. Das ehrt ihn wirklich. Hoffentlich stimmt das Gerücht. Ich getraue mich gar nicht anzurufen. Alex Capus

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