Dreist
Ganz schön dreist, diese Oltnerinnen und Oltner! Jetzt erfrechen die sich entgegen obrigkeitlichem Order Mufti einfach Nein zu sagen zu einem Planungskredit zur Erneuerung des Kunstmuseums. Trotz dem Einsatz wohl verrenteter alt Regierungsräte, kantonaler Kulturlobby, Pfarrerinnen, lokaler Schickeria, anonymen Gönnern, ausschweifender Behördenpropaganda und medialem Rückenwind findet sich keine Mehrheit für das hochfliegende Bauprojekt. Früher hätten die gnädigen Herren ob so viel Unbotmässigkeit einfach den Schultheissen ausgewechselt, das Städtchen mit zusätzlichen Steuern beschwert und Markt-, Zunft- und Stadtrechte entzogen. Das geht heute nicht mehr so einfach. Drum werden die Oltner Nein-Sager vorab und dann auch im Nachgang als doof, kurzsichtig und kleingeistig gehörig beschimpft. Aber auch das wirkt nicht. Denn wir Oltner sind uns Häme und Belehrungen durch mehrbessere Zürcher, Bernerinnen und Solothurner gewohnt. Und ob die Kunstfreundinnen und Kunstfreunde so je zu einem neuen Kunstmuseum kommen? Emotionen nach verlorenem Abstimmungskampf sind verständlich. Irgendwann sollte dann aber die selbstkritische Analyse folgen. War das Projekt Kunstmuseum in Kombination mit einem Geschäftshaus überrissen oder einfach nicht gut genug? Ist das Nein auf die unsichere Wirtschaftslage gepaart mit all den andern geplanten Investitionen und die Aussicht auf überhohe Verschuldung zurückzuführen? Oder haben geballte Propaganda und elitäre Argumente genau das Gegenteil vom Gewünschten bewirkt? Mit Belehrungen, Drohungen und Beschimpfungen von der Kanzel gewinnt man im ehemaligen Untertanenstädtchen keine Mehrheiten. In die Herzen von uns dreisten Oltnerinnen und Oltnern führt wohl kein anderer Weg als über das ehrliche, direkte Gespräch und das offene Ohr für unsere Anliegen und Sorgen.