«Die Schnittstelle»

Urs Bloch, Mediensprecher.
Urs Bloch, Mediensprecher.

Vielen Menschen geht es derzeit gut, weil ihre Meinung gefragt ist. Sie können mitreden – über Fussball. Denn beim Fussball sind alle, die auch nur einmal einen Ball getreten haben, Experten. Die echten Experten aber sitzen im Studio des Schweizer Farbfernsehens und erklären, wie es wirklich ist. Einer von ihnen musste irgendeinmal die Idee gehabt haben, im Zusammenhang mit einem Pass in den freien Raum, von einem Pass «genau in die Schnittstelle» zu sprechen. In Zeiten des kollektiven Nachplapperns reden nun sehr viele Fussballversteher von der «Schnittstelle». Es ist wie eine Seuche. Dabei sind es vor allem Naturwissenschafter und Informatiker, die in ihrem Berufsalltag mit «Schnittstellen» zu tun haben. Sie definieren damit – vereinfacht gesagt – eine Verbindungsstelle zweier Systeme, die der Kommunikation dieser beiden Systeme dient. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fussballer, wenn er in der 63. Minute mit dem Ball am Fuss - schon ziemlich verschwitzt und ausser Puste - über die Mittellinie läuft, dass er just in diesem Moment an zwei Systeme denkt, die er mit einem gekonnten Tritt gegen den Ball miteinander verbinden muss. Aber wenn wir schon bei der freien Verwendung von Begriffen sind, könnte man auch in Olten Schnittstellen suchen. Wo gibt es in unserem Städtchen Orte oder Anlässe, die der Kommunikation zwischen unterschiedlichen Gruppen dienen? Sicher an der Kilbi oder am Schulfest. Vielleicht in der Badi, in einer Kebab-Bude oder am Gemüsemarkt im Bifangquartier. Diese Gelegenheiten der Begegnung sind der Humus für das Zusammenleben und das gegenseitige Verständnis in einer Kleinstadt. Lassen wir den Fussballern also ihren einfachen Pass in den freien Raum und freuen uns über viele geplante und spontane Schnittstellen im kurzen Oltner Sommer.

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