Die richtige Ordnung

Urs Bloch, Mediensprecher.
Urs Bloch, Mediensprecher.

Über 71 Prozent der Oltnerinnen und Oltner haben sich durchgesetzt. Haben ein Zeichen gesetzt gegen eine absurde Vorlage, gegen das Antasten der Gewaltenteilung, des Rechtsstaates. Ein republikanischer Wind wehte durch die Stadt. Das freute und beruhigte mich. Wir haben im richtigen Moment den Fuss in die Türe gesetzt. Bis hierhin und nicht weiter.

Und doch gibt es mir zu denken: Vier von zehn Personen, die in der Schweiz an die Urnen gingen, haben zur Schaffung einer Zweiklassen-Justiz Ja gesagt.

Ich versuche das zu verstehen. Da ist viel Unbehagen in der Bevölkerung. Offenbar wächst der Generalverdacht gegen alles, das nicht überdeutlich mit einem Schweizerkreuz versehen ist. Die Bewegung folgt einem Muster, das ganz Europa erfasst hat. Aus den Brückenbauern werden zusehends Maurer. Angesichts der grossen Migranten- und Flüchtlingsströme werden die Menschen nervös. Auch in der wohlgenährten Schweiz, wo es den meisten sehr gut geht – nicht zuletzt dank Immigranten.

Offenbar gerät das Bild der richtigen Ordnung durcheinander. In der Geschichte gibt es viele Beispiele solcher Vorgänge, als Menschen auf andere Menschen trafen. Und wenn alles bestens geordnet ist wie in der Schweiz, braucht es nicht viel, um diese Ordnung zu stören. Da reicht auch ein Mann, der bei der Bushaltestelle oder am Gemäuer der Oltner Stadtkirche im Schlafsack liegt. Die einen vermuten einen armen Schlucker unter den Daunenschichten und wollen helfen. Andere sehen ihr Bild der richtigen Ordnung gestört, denn der Mann reagiert kauzig. Das geht doch nicht. Der muss weg. Die Kommentare überschlagen sich. Werden immer galliger. Und mich beschleicht die Furcht, dass deren richtige Ordnung zunehmend eine sehr rechte Ordnung ist.

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