«Die Ausländer»

Am lustigsten ist Olten bekanntlich hinter dem Bahnhof. Hier gibt es die spannendsten Bühnen und die besten Pizzabuden, und abends sind hier die jungen Leute unterwegs, während Alt-Olten jenseits der Aare seine Zipfelmütze überzieht und schlafen geht.

Eines aber ist mir aufgefallen: Nirgendwo in Olten bekommt man so viele ausländerfeindliche Sprüche zu hören wie im Ausländerquartier. Die Spanier können die Jugos nicht ausstehen und die Italiener die Albaner, die Türken verachten die Griechen und diese die Latinos, und die Belgier mögen keine Holländer, weil die nicht katholisch sind oder so.

Manchmal scheint mir, als ob niemand so xenophob sei wie die Ausländer. Ich fürchte, ausländerfeindliche Initiativen hätten deutlich bessere Chancen, wenn die Ausländer mit abstimmen dürften. Und wenn nur die Ausländer ohne die Schweizer zur Urne gingen, würden sie hochkant angenommen. Dann wären Kopftücher und Beschneidungen längst verfassungsmässig verboten, Kebab-Buden, Salsa-Tänze und Cevapcici sowieso. Ich fürchte gar, dass jede Überfremdungsinitiative seit James Schwarzenbach obsiegt hätte - dass die Ausländer einander also gegenseitig aus dem Land geworfen und uns Schweizer allein zurückgelassen hätten.

Das fände ich furchtbar. Zum Glück sind noch wir Schweizer da, um die Ausländerfeindlichkeit der Ausländer zu korrigieren. Wir leisten uns an der Urne zwar auch die eine oder andere ausländerfeindliche Dummheit, aber nur, wenn’s nicht allzusehr schadet; mit den Minaretten zum Beispiel. Das nennt man staatspolitische Reife. Wir Schweizer haben direkte Demokratie siebenhundert Jahre lang geübt. Oder sind’s siebentausend? Ich weiss es nicht mehr.

Alex Capus

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