«Der Zaun (4)»
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Eine Kleinstadt wieOlten tut sich stets schwer mit grossen Projekten. Dem Bau einer Umfahrungsstrasse gingen 50jährige Debatten voraus,heraus kam eine halbe Umfahrung, die mitten in der Stadtendet. Über ein neues Museum diskutieren wir seit einem Vierteljahrhundert. Ein Parkleitsystem in der Innenstadt, wie es bald jede Stadt südlich von Hammerfest hat? Zwanzig Jahre Planung ohne Resultat. Eine Fussgängerüberführung über die SBB-Gleise? Seit Generationen reden wir drüber. Und so weiter. Die Liste wäre lang.
Wenn aber tatsächlich mal etwas angepackt wird, geschieht das meist auf Anordnung von aussen bzw. oben. Die Kirchgasse wurde nur auf ausdrücklichen Befehl des Kantons zur Fussgängerzone, und auch das Frauenstimmrecht und die Kehrichtsackgebührhaben wir nicht freiwillig eingeführt.
Da kann es nicht erstaunen, dass auch kleinere Vorhaben wie unsere Aktion zur Entfernung des blödsinnig-nutzlosen Zauns um die Schützenmatte nicht Knall auf Fall in die Tat umgesetztwerden. Es war wirklich nicht zu erwarten, dass der Stadtrat «Au ja, super!» ruft und gleichentags die Jungs vom Werkhof losschickt, den Zaun zu fällen.
Das wäre auch nicht wünschenswert, dass jede Schnapsidee aus dem Volk stante pede in die Tat umgesetzt wird. Ein bisschen Diskussion muss schon sein, in einer Demokratie gehört sich das so. Schliesslich würden wir im Volk auch nicht wollen, dass die Regierung ihre eigenen Schnapsideen ruckzuck in die Tat umsetzt. Wir wollen mitreden. Und das kann halt ein paar Jahrzehnte dauern.
Zu bedenken ist auch, dass es in der Geschichte der Menschheit nur selten gut heraus kam, wenn Politiker allzu grosse Ideen allzu machtvoll in die Tat umsetzten. Da ist es uns doch lieber, wenn sie, wie der Oltner Stadtrat, überhaupt keine Ideen, gar keinen Mut und nicht die geringste Tatkraft haben. Und dann halt nichts gegen den blöden Zaun in der Schützenmatte unternehmen. Bis dieser durchgerostet ist und in einem Herbststurm von alleine hinfällt.
Alex Capus