«Das Ringen um Ränge»
![Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)](/fileadmin/_processed_/9/2/csm_sao_2015-09-03_750_0900_426269_Kissling_Photo_by_Michael_Isler_Kolumne_811fc9224b.jpg)
Runter wie Öl ging das letzte Woche: Olten ist die attraktivste Gemeinde des Kantons. Das jedenfalls behauptet eine nationale Studie, die von der Weltwoche in Auftrag gegeben wurde. Unser Städtchen übertrumpft dort z.B. den Erzrivalen Solothurn in Sachen Arbeitsmarkt, medizinischer Versorgung und ja sogar in der Kategorie Einkauf, Kultur und Freizeit. Die Oltner Seele triumphiert: In your face, Barockstadt!
Auch wenn ich der erste bin, der Olten auswärts verteidigt, kann ich ein gewisses Misstrauen doch nicht abschütteln: Olten kultur- und einkaufstechnisch sogar die zehntbeste Gemeinde der Schweiz, besser als Zürich (Rang 55) oder Basel (77)? Ich rufe bei den Verfassern der Studie, der Zürcher Beratungsfirma IAZI an. Ein Herr Rüegg gibt mir bereitwillig Auskunft. Natürlich müsse man die Zahlen im Verhältnis zur Bevölkerung sehen. Wie viele Einkaufszentren gibt es etwa pro Einwohner? Wie viele Museen, Restaurants und Spielplätze? Es geht also um Quantität, nicht Qualität. Punkte gibt es auch für ein Oltimo oder Hammer Center, ganz egal, was für oder ob überhaupt Läden dort ihre Ware feil bieten. Und auch der 13. Kebap-Schuppen zählt zum Gastro-Angebot.
Anderes hingegen konnte nicht berücksichtigt werden: temporäre Projekte wie Festivals oder Zwischennutzungen etwa. So gesehen sind die Solothurner Literatur- und Filmtage für die Katz, genauso wie einige Oltner Projekte, an denen ich selber mitarbeite: der Kulturraum Tattarletti, auf dessen Eröffnungsfest am Samstag ich mich freue oder die Idee eines Open Airs, die seit geraumer Zeit in den Köpfen vieler hiesiger Kulturveranstalter herumschwirrt. Soll man solches deshalb bleiben lassen?