«Das menschliche Hirn»
![](/fileadmin/_processed_/9/8/csm_sao_2012-11-28_750_0960_238001__c5ebe7ef70.jpg)
Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, warum Handy-Gequassel nervt: Weil das menschliche Gehirn so gebaut ist, dass es zwanghaft versucht, den fehlenden Teil des Dialogs zu ergänzen, um dem Ganzen einen Sinn zu geben.
Unser Hirn hält es nicht aus, wenn bei der Rede die Konterrede fehlt oder nicht passt, das merkt man auch in der Politik. In Olten sind bald Wahlen. Vier Jahre lang hat die ganze Stadt gelästert über eine ideenlose Regierung, die Parlament und Stimmvolk in wichtigen Fragen die Wahrheit vorenthalten hat.
Und was geschieht? Vier von fünf Bisherigen treten wieder an und werden von ihren Parteien, die vier Jahre lang über sie geschimpft haben, mit Applaus nominiert. Die Grünen verzeihen ihrer Stadträtin, dass sie selber als grösste Leistung ihrer Amtszeit dieErrichtung einer Ampel an der Baslerstrasse nennt. Der SP-Mann wurde von seiner Partei zwar zum Rücktritt aufgefordert, aber das macht nichts, weil er Lokführer ist. Der Freisinnige sagt sich wieder mal von seiner Partei los, wird von dieser aber trotzdem wiedergewählt. Und der CVP-Mann schafft die Wiederwahl, weil er ein netter Mensch ist und noch niejemandem widersprochen hat.
Das passt nicht zusammen, man hält es im Hirn schlecht aus. Was ist da los? In den letzten zwei Jahren haben die Parteien (mit Ausnahme der Grünen) verzweifelt andere Kandidaten gesucht und letztlich keine gefunden, welche die Partei der Bisherigen (PDB) gefährden könnten. Warum nicht? Weil jene, die’s könnten, in Zürich, Basel oder Bern einen schönen Job haben und doch nicht so blöd sein werden, sich den lokalpolitischen Ärger aufzubürden. So bleiben nurjene übrig, die’s wollen. Und die machen halt, was sie können.
Nach vier Jahren Unzufriedenheit wird das Oltner Stimmvolk seineRegierung glanzvoll wiederwählen, das ist absehbar. Vielleicht ist das gut so, weil es der Stabilität förderlich ist. Aber man hält es doch im Hirn schlecht aus. Alex Capus