«Das halbe Dutzend»
«Ich wusste gar nicht, dass Olten eine Altstadt hat.» Ha! Haltet mich! Wenn ich das höre, kriege ich Zustände. Ist nicht selten der Fall. Weil, besagter Satz nicht erfunden. So weit haben wir Oltner es inzwischen also gebracht. Mit fleissiger Selbstkasteiung. Unsere Kleinmacherei hat sogar Altstadt und dazuge-hörige Kirchgasse verschwinden lassen. Auswärtige nehmen nicht einmal mehr Tatsachen für wahr. Zu negativ das Bild, welches unsereins in die Welt posaunt. Oft ohne Grund. Aber freiwillig. Damit hat Bescheidenheit nie und nimmer was am Hut. Das ist, als hätte man uns das Marktrecht entzogen – unter Jubel der einheimischen Allgemeinheit. Ich könnte schreien. Da tut es echt gut, wenn ich zwischendurch in der oktoberschen Medienmitteilung der Stadt Olten lese. Dabei muss ich inhaltlich überhaupt nicht einverstanden sein, um Gefallen daran zu finden. Es ist der Ton, der mir zusagt. Es scheint, als würden neue Töne angeschlagen. So richtig selbstbewusst stellt das stadträtliche halbe Dutzend (inkl. Stadtschreiber) Forderungen an den Kanton in den Raum. Erwünscht ist im Richtplanentwurf echte Positionierung und Differenzierung.Zu Gunsten unserer Stadt. Von «Motor» und «Hauptzentrum» ist die Rede. Damit ist nicht der Hauptort gemeint. Gemäss Motto, geht es Solothurn gut, geht es Solothurn gut; geht es aber Olten gut, geht es auch dem Kanton gut. Der sprachliche Unterschied ist ein feiner, aber kein kleiner. Da scheint ein über Jahrzehnte schlummernder Geist zu erwachen. Das klingt nach Bewusstsein wie damals, als Olten dem Kanton die Freiheit diktierte. Ist rund 200 Jahre her. Ich hoff, ich hab jetzt den Tag nicht vor dem Abend gelobt.
