«Das erste Mal»

Rhaban Straumann, Schauspieler, Satiriker und Autor
Rhaban Straumann, Schauspieler, Satiriker und Autor

Wie so oft: Hie und da täte es gut, wäre es jedes Mal schier so wie beim ersten Mal. Da mehr Zauber. Klar, manchmal gilt das nur in der Fantasie. Oder zuvor. So war wenigstens die Vorfreude gross. Wie jetzt, da nun das erste Mal mein Gesicht diese Spalte ziert. Keine Bange, sollte wem meine Nase nicht gefallen, ich schreibe nicht jedes Mal. Auch nicht das letzte Mal. Aber ich werde versuchen, es jedes Mal so zu tun, als wäre es die Premiere. Denn für uns Schauspieler gilt, jede Vorstellung sollte die Kraft der ersten haben. Auch wenn es schon ein paar Dutzend waren.

Diese Selbsttäuschung gelingt nicht immer, aber immer besser. Von der Selbsttäuschung zur Enttäuschung ist es nicht weit. Diese erlebe ich auch beim Beobachten der politischen Bühne. Leider nichts Neues, obwohl die beteiligten stets so tun als wäre es das erste Mal. Als wären sie Schauspieler. Sind sie nicht. Um es mit den Worten von Altbundesrat Arnold Koller zu sagen: «Die Parteien suchen Profilierung, aber nicht den Konsens.» Schade. Drum gilt heute offenbar ein erster Wahlsieg bereits als Leistungsausweis. Dabei ist es nur Startkapital. Scheitern folgt erst und damit die Leistung. So gesehen fand ich es eine gute Sache, dass kürzlich zum ersten Mal ein frisch gebackener Kantonsratspräsident aus fast freien Stücken seine Feier selber berappte. Anders wäre es, wenn man den Anlass das erste Mal dazu genutzt hätte, um mit der Bevölkerung zu diskutieren, wohin das Boot Kanton steuern soll. Das darf Steuergeld kosten. Politische Ehre jedoch sollte Teil der nicht knappen Entschädigung sein. Finde ich. Doch vielleicht ist es schlicht eine Welt, die ich nicht verstehe. Nicht das erste Mal.

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