Das erste letzte Mal
Ich gehe», sage ich zu meinem Chef, realisiere es selbst kaum und begebe mich damit in eine Reihe letzter Male, bis sich die Bürotür Ende April ein vorerst letztes Mal hinter mir schliesst. Mit dem Blumenstrauss in der Hand gehts nach Hause, auf dem mir so vertrauten Weg. Leere, ein kleines Vakuum, eine kleine Last, die ich nun ablegen kann und vor allem viele wunderbare Erinnerungen und einige Fragen begleiten mich: Was kommt jetzt? Wo gehts hin?
«Irgendwie feiern wir immer nur die ersten Male und kaum einer spricht über die letzten Male. Dabei sind die so bedeutend», sage ich am nächsten Tag zu Freunden auf dem Weg zur Grillstelle im Wald. Sie stimmen zu, überlegen. Wir sprechen darüber, wie überraschend die letzten Male kommen können, auch wenn wir oft wissen, dass sie kurz bevor stehen – dass man sich, so sehr man es versucht, kaum vorbereiten kann. Kaum vorbereiten kann, auf das was da kommt – oder eben nicht mehr kommt. Wir sprechen über die erste Leere danach und über die Chancen, die sie mit sich bringen. Und wir sprechen über letzte Umarmungen, letzte Worte, Momente, die sich einbrennen, die wir immer im Herzen tragen. Diese Momente, an denen sich wachsen lässt, aus denen wir so viel lernen können.
Wir realisieren auch, dass ein letztes Mal oft in Begleitung kommt: Auf ein letztes Mal folgt schnell ein erstes Mal. Magisch, neu, aufregend und vor allem unglaublich lehrreich. Und dann, am Feuer angekommen, während die Flammen die Gesichter meiner Freunde in ein leichtes Orange tauchen, stelle ich leise für mich fest, dass diese Entscheidung zwar einen ersten letzten Tag bedeutet, aber vor allem auch einen Blick nach vorn und einen freien Kopf mit sich bringt. Es gibt viel zu lernen, wenn sich eine Tür schliesst.