Born to be wild

Letzten Freitag habe ich meinen Schriftstellerfreund Pedro Lenz in die Wonnen des Aareschwimmens eingeführt. Kurz vor Mittag tippelten wir in unseren Badehosen flussaufwärts. Am Brückenkopf der brandneuen Autobrücke, über die ab 2013 der gesamte Umfahrungsverkehr rollen soll, stand gemütlich ein einsamer älterer Chesseli-Maurer auf einer Leiter und drückte mit seiner Kelle Mörtel in ein meterbreites Loch. 

„Was machst du denn hier?“ fragte ich.

„Ich mache das Loch zu.“

„Die Brücke ist doch neu, wieso hat die ein Loch im Fundament?“

„Es hat ein Risslein geben“, sagte der Maurer

„Im Beton? Bevor der erste Lastwagen drüber gefahren ist?“

„Tja.“

Pedro und ich machten, dass wir unter der rissigen Brücke durchkamen, dann gingen wir durchs Chessiloch zur Südflanke des Born, in dessen Wäldern bekanntlich drei verwilderte Geisslein leben. Ein junger Mann mit zwei Kindern im Veloanhänger hielt an und berichtete uns, dass die Geisslein oft in der Abenddämmerung am Waldrand zu sehen seien. Ihm selber sei vor einiger Zeit ein Schaf in den Wald ausgebüxt, und ein grosser brauner Hund habe sich auch in den Bornwald verdünnisiert. Und auf der Wangner Seite des Borns stolziere seit Jahren ein Pfau durch den Wald.

„Ein echter Pfau?“ fragte ich.

„Ich schwör’s“, sagte der junge Mann.

„Und der Panther von Kestenholz?“ fragte Pedro. „Den hat am Born aber noch niemand gesehen?“

„Born to be wild“, sagte der junge Mann. Und ging seines Wegs.