Blattkritik (2)
![Daniel Kissling, Kulturschaffender und Barkeeper. (Bild: M. Isler)](/fileadmin/_processed_/2/2/csm_sao_2016-04-20_750_0900_759996_Kissling_Photo_by_Michael_Isler_Kolumne_a8604da03c.jpg)
Letzte Woche hat Rhaban – jaja, wir sind per du! – an dieser Stelle die mangelnde Bericht- erstattung unserer lokalen Medien über vergangene Anlässe in der Stadt kritisiert. Auch wenn vor zwei Wochengerade der neue Lokalredakteur eines Blattes bei mir in der Bar eins trinken war und der Herausgeber eines anderen (monatlichen) Blattes ein eigenes Konto bei uns besitzt, hat Kollege Straumann schon recht: Als Kulturmacher wünscht man sich mehr Nachhall – wenn der denn positiv ist natürlich. Besprechungen müssten dann natürlich aber auch kritisch sein. Und so wären wir schon beim nächsten Problem angelangt. Man stelle sich das vor: Ein Schauspiel gastierte im Stadt-theater und am übernächsten Tag stünde in der Zeitung: «Manierliches Geplänkel auf der Bühne». Oder am Sonntag nach der ehrwürdigen Turmrede der Kabarett-Tage: «Zwei Schenkelklopfer und viel Langeweile von oben herab». Oder über ein Rockkonzert bei uns im Coq d’Or: «Viel pubertärer Lärm um nichts.» Der Aufschrei in der Stadt wär gross. «Da macht mal jemand etwas für Olten und dessen Image und dann diese Schmutzkampagne», würde es heissen oder «DAS OT hat ja sowieso nur Eishockey im Kopf» oder ganz beliebt: «Der Journi würde Kultur nicht einmal erkennen, würde sie ihn in den Arsch beissen.»
Ja, Kollege Straumann hat schon recht. Mehr Berichterstattung über vergangene Veranstaltungen, wie es das KOLT seit einiger Zeit übrigens online tut, wäre schon wünschenswert. Dasselbe gilt für Bücher, Musik und Kunst aus dieser Stadt. Ob es die Krittelei über unsere Blätter aber schmälern würde? Ich wage es zu bezweifeln, denn über Medien schimpft es sich fast so gut wie über Politiker. Oder Kultur.