«Blattkritik»
![Rhaban Straumann, Schauspieler, Satiriker und Autor.](/fileadmin/_processed_/4/e/csm_sao_2016-04-13_750_0900_749610_Straumann_aad415b941.jpg)
Wann haben Sie das letzte Mal eine Besprechung gelesen? Haben Sie den Wandel in der Landschaft bemerkt? Theatervorstellungen und Konzerte werden im Oltner Tagblatt nicht oder kaum mehr besprochen. Bis vor kurzem war regionales Kulturschaffen noch wichtiger Bestandteil der Berichterstattung unserer Regionalzeitung. Obwohl schon damals einzelne Kulturlokale selten bis nie zum Handkuss kamen. Warum auch immer. Ist mir ein Rätsel. Doch mehrheitlich konnten wir uns nicht beklagen. Inzwischen fehlt der bunten Oltner Kulturszene ein wertvolles Fenster. Die Betreiberinnen und Betreiber von Coq d’Or, Galizia, Lichtspiele, Paraiba, Provisorium 8, Schwager- und Stadttheater, Variobar und vielen mehr dürfen sich zu Recht überlegen, was ihnen das Regionalblatt noch nutzt. Falsch liegt, wer denkt, das Trauerspiel beschränke sich auf Olten. Landauf, landab fokussiert sich die Presse auf Kulturmenschen, die eh schon reichlich durch die Medien gereicht werden. Es wird kopiert, weil SRF, weil NZZ, weil Blick. Ist der Vielfalt keineswegs dienlich. Das wäre, wie wenn die ganze Schweiz nur noch den Tagesanzeiger lesen würde. Oder die Weltwoche. Da mich Mainstream und Prominenz leidlich wenig interessieren, las ich bis anhin das Oltner Tagblatt. Weil mich vielseitige Oltner Kultur neugierig macht und wach hält. Weil das freie und individuelle Schaffen in kleinen Lokalen für Urbanität sorgt. Nur wird das in unserer Zeitung nicht mehr besprochen. Olten ist die Stadt mit Zentrumsfunktion im Kanton. Weil grösser, weil zentraler. Weil vor allem urbaner. Ich wünsche mir eine Zeitung, die sich zumindest bemühen würde, dieser Zentralität gerecht zu werden. Bitte.