«Bitte ein Merkblatt»

Diesen Sommer hat die Swisscom im Städtchen nochmal ein paar Telefonkabinen abgebaut. Man kann das schade finden, aber richtig ist es doch, denn es hat heute jedermann ausser mir und ein paar anderen Ewiggestrigen ein Handy. Deshalb sind Telefonkabinen überflüssig, sie nehmen unnütz öffentlichen Raum ein und verursachen Kosten, die man einsparen kann. Jede Stadt muss sich laufend den gewandelten Bedürfnissen ihrer Bewohneranpassen.

Manchmal ist es auch umgekehrt, dann müssen die Bewohner ihre Bedürfnisse der gewandelten Stadt anpassen. Wenn es zum Beispiel in der Stadt immer weniger öffentliche Mülleimer gibt, schmeissen die Leute auch weniger Zeug weg, das ist richtig so. Und wenn die verbliebenen Mülleimer auch noch kleiner werden, schmeissen die Leutekeine Kühlschränke mehr hinein, sondern nur noch Kaugummi-papierchen. Auch das ist gut.

Anderes Beispiel: Wenn es im Stadtpark, am Bahnhof und am Waldrand immer weniger Sitzbänke gibt, müssen sich die Senioren halt das Sitzen abgewöhnen, das scheint mir klar. Vermutlich erwartet man von ihnen, dass sie sich hinlegen, wenn sie nicht mehrlaufen mögen. Oder den Handstand machen. Oder einfachtrotzdem weitergehen.

Weniger klar ist, welche Folgen die Schliessung öffentlicher Toiletten und Pissoirs hat. Ist die Bevölkerung nun gehalten, ihr individuelles Fassungsvermögen mittels Training zu erhöhen? Oder soll man weniger trinken? Soll man vermehrt zu Hause bleiben, damit man im Bedarfsfall die eigene Toilette benutzen kann? Oder sollten wir mittelfristig unsere Sitten lockern und ganzentspannt gegen Bäume, Hauswände und Autoräder machen wieunsere vierbeinigen Freunde?

So viele Fragen, die einer Antwort harren. Die Stadtverwaltung sollte zuhanden der Bevölkerung ein Merkblatt herausgeben, auf dem steht, wie das alles künftig gehandhabt werden soll.Alex Capus

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