Bikes, die ich nicht rief
Meine Mädels haben es durchgesetzt, dass ich beim Velofahren endlich einen Helm trage. Seither beschäftigt mich das Thema. Und zwar wegen der Helmpflicht, die der Bundesrat bei E-Bikes einführen will. Die motorisierten Velofahrerinnen und –fahrer – zu denen ich nicht gehöre – wehren sich bekanntlich heftig gegen das bundesrätliche Ansinnen. «Was meinst eigentlich du zu dieser Helmpflicht?», frage ich die Jüngste, die gerade in ein Porträt vertieft ist. Sie hebt den Pinsel vom Papier und schaut mich fragend an. «Die Gegner argumentieren mit der Freiheit», hake ich nach: «dass ein Helm ihre persönliche Freiheit beschneide.» Die Jüngste legt den Pinsel zur Seite. «Welche Freiheit?»
Zum Beispiel die Freiheit, fast ohne Anstrengung auf jeden Berg zu pedalen. Oder mit 45 km/h über Forstwege zu brettern. Oder sich enge, steile Waldwege hinunterzustürzen, die für ein Zweirad eindeutig nicht gemacht sind. Nicht immer verlaufen die Begegnungen zwischen Fussgängern und Bikern freundlich und konfliktfrei. Ich selbst freue mich zwar über den Veloboom, den die E-Bikes ausgelöst haben, vor allem, wenn die Leute dann weniger Autofahren. Aber im Wald nerven sie mich gewaltig.
«Weißt du, mich irritiert die Haltung hinter diesem Freiheitsgerede », sage ich zu meiner Tochter. «Als ob es beim Biken darum ginge, das letzte grosse Abenteuer zu erleben, als ob es ein verbrieftes Recht dazu gebe.» Die Jüngste findet, ich übertreibe und solle mich beruhigen. «Es geht hier nur um einen Helm», entgegnet sie. «Und viele sind ja so vernünftig, ihren Kopf zu schützen statt einen Schädelbasisbruch zu riskieren.» Sagt’s und taucht den Pinsel in das Karmesinrot ihres Farbkastens.