Bessere Menschen?
Oltnerinnen und Oltner haben Ja gesagt zum CO2-Gesetz und den zwei Agrarinitiativen. Anders im Kanton. Da wurden die drei Vorlagen verworfen. Die ländliche Bevölkerung hat gegenüber der städtischen obsiegt. Gleich, aber mit umgekehrten Vorzeichen, verhielt es sich bei der letztjährigen Abstimmung zum Jagdgesetz. Auf dem Lande, wo der Wolf lebt, votierten die Stimmenden für eine Lockerung des Wolfschutzes. Eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizern lehnt das aber ab. Sind Städter naturfreundlichere, bessere Menschen? Wohl nicht. Im Abstimmungsverhalten zeigt sich einfach eine andere Betroffenheit. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, als Oltner auf dem Weg ins Kafi Ring einem Wolf zu begegnen und sich dadurch in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht zu fühlen. Dies im Gegensatz zu einem Bauern in Mümliswil. So ist es für mich auch einfach, Ja zu sagen zu CO2-Steuer und etwas teurerem Benzin. Ich wohne in der Stadt, hochsubventionierte, leistungsfähige ÖV- Angebote sind fussläufig ebenso erreichbar wie Geschäfte und hervorragende Gastro- und Kulturbetriebe. Für Solothurnerinnen und Solothurner auf dem Land sieht das anders aus. Ohne Auto geht’s fast nicht. Höhere Treibstoffpreise verursachen da ebenso Unbehagen wie gutgemeinte Vorschriften zur Bewirtschaftung von Höfen und Äckern. Zeigefinger und moralische Überhöhung helfen nicht, unsere Schweiz weiterzubringen. Viel besser ist es, miteinander zu sprechen, unterschiedlichen Lebensformen Respekt entgegenzubringen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das gilt im nationalen Parlament wie in unserem Kanton. Und wir Oltnerinnen und Oltner, die prädestinierten Brückenbauer, tun gut daran, städtische Politik unter Einbezug und im Dialog mit der Region zu gestalten. Brücken verhindern Barrieren auf allen Seiten und vor allem in den Köpfen.