Applaus (I)
Wovon leben Sie? Wie stemmen Sie Krankenkassenbeiträge? Die Miete? Womit begleichen Sie Steuern? Vielleicht sind Sie in der glücklichen Lage, einen dreizehnten Monatslohn zu erhalten. Sowie monatlich fix mehr als ein Minimum. Falls ja oder nein, wären Sie trotzdem bereit einen halben Monat gratis zu arbeiten? Freiwillig? In Ihrem Job? Spesen und Sozialleistungen, Mitarbeiterinnen und alles Weitere würden Sie mit Applaus bezahlen. Beziehungsweise, Sie würden den Applaus, den Sie für Ihren Brotjob erhielten, grosszügigerweise weiter reichen. Mit den besten Grüssen vom Kunden. Klingt absurd. Doch genau das wird ab und an von Künstlerinnen und Künstlern verlangt. Auch von solchen, die bei den «23 Sternschnuppen» auftraten. Da sei es sowieso nur eine halbe Stunde. Ist das tatsächlich so? Stecken hinter einer halben Stunde Altenpflege wirklich nur 30 Minuten? Ist die halbstündige Rede eines Nationalrats effektiv nicht mehr als das? Wo verstecken sich in 30 Minuten Unterricht die Vorbereitungen? Zusammenhänge sind nach wie vor unterschätztes Gut. Manche Leute finden es zudem deplatziert, für 30 Minuten Kollekte zu verlangen. Die Einnahmen, die da nicht wären, solle man trotzdem spenden. Ich könnt aus der Haut fahren. Ist das Angebot inzwischen echt so selbstverständlich, um zu sagen, fünf Jahre Oltner Kultur-Adventskalender sind genug? Die Grossmehrheit des Publikums fühlt glücklicherweise andersrum. Das offenbarten Rekordkulissen sowie vor allem der absolute Kollekterekord anlässlich der 23. und letzten Sternschnuppe. Man dankt. Sehr! Ich wünsche herzlich alles Gute für 2017, und dass Sie auch davon leben können, womit Sie es sich verdienen.