Amerika!

Irène Dietschi, Journalistin.
Irène Dietschi, Journalistin.

Der 4. August – das Datum des heutigen «Stadtanzeigers» – ist für mich immer etwas Beson- deres: An diesem Tag bin ich seinerzeit ins Austauschjahr in die USA gereist. Es war 1980, ich war 16 und glücklich, dem Trott des Langzeitgymnasiums an der Kanti Olten eine Zeitlang zu entkommen. «Amerika» war verheissungsvoll und weit, weit weg.
Es verschlug mich in die Nähe von Chicago, Illinois. Statt Latein, Mathe und Naturwissenschaften lernte ich Spanisch und amerikanische Geschichte, und ich belegte kreative Fächer wie Theater, Rhetorik und Musik. 1980 war das Jahr, in dem John Lennon in New York von einem Wahn- sinnigen ermordet wurde – was an meiner High School eine tagelange Trauer auslöste. Fast gleichzeitig erkoren die Amerikaner Ronald Reagan zu ihrem neuen Präsidenten, einen Schau- spieler, der mit B-Movies Bekanntheit erlangt und so den Einstieg in die Politik geschafft hatte. «Ein Mann mit Visionen!», fanden meine Gasteltern, die an den amerikanischen Traum glaubten und stramm republikanisch wählten. Ich war nie sein Fan, aber unvergessen bleibt der Moment, als Reagan 1987 – zwei Jahre vor dem Mauerfall – in Berlin kundtat: «Mister Gorbatschow, reissen Sie diese Mauer nieder!»
Doch vorbei ist die Zeit, als Amerika für Öffnung «unbegrenzte Möglichkeiten» stand. 2016 will der Emporkömmling Trump das Land gegen den Süden abriegeln, «wir werden eine Mauer bauen!», kündigte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner an. Leider ist Trumps Gegnerin Clinton, die für die Demokraten kandidiert, keine wirklich vertrauenswürdige Alternative. Wen also wählen? Ginge es nach mir, würde ich meine Stimme der amtierenden First Lady geben: Michelle Obama. Sie verkörpert «mein» Amerika!

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