«Alles wird gut»
![Urs Bloch, Mediensprecher.](/fileadmin/_processed_/c/0/csm_sao_2016-03-30_750_0900_727780_Bloch_9f036e2e34.jpg)
Als ich kürzlich mit einem Freund über die Infrastruktur in der Schweiz diskutierte, kamen wir zum Schluss, dass wir hier beinahe paradiesische Zustände hätten. Und dennoch gibt es Menschen, die immer noch etwas verbessern wollen. In vielen grossen Unternehmen arbeiten Heerscharen gut ausgebildeter Angestellter, die sich fortwährend damit beschäftigen, zu optimieren, zu verschlanken und das Leben ihrer Kunden noch angenehmer zu machen.
Nun, ich finde es fast ein bisschen beruhigend, dass nicht alles Neue immer auch besser ist. So hängen im Bahnhof Olten oben an den Rampen zu den Gleisen keine Anzeigetafeln mehr. Dort, wo wohl die meisten Bahnreisenden auf den Zug hasten und noch schnell einen Kontrollblick nach oben werfen, verliert sich ihr Blick in der Weite der gewölbten Bahnhofshalle. Die Anzeigetafeln hängen heute im Gegensatz zu früher anderswo. Zweites Beispiel: Im Supermarkt des Coop City kommt man seit dem Umbau schnell mit anderen Menschen ins Gespräch. Denn regelmässig gibt es bei den Einkaufswagen kurze Wartezeiten, weil dort nun alles viel enger ist als früher. Nun holt oder bringt immer einer sein Wägeli, während zwei andere zuschauen. Und kürzlich erhielt ich von einer Regionalzeitung ein Mail, nachdem ich Tage zuvor, ebenfalls per Mail, einen Vereinsbericht zur Veröffentlichung eingesandt hatte. Man erklärte mir freundlich, dass dies nicht mehr so gehe, sondern dass es für solche Texte nun ein Programm zum Hochladen gebe. Dazu erhielt ich eine neunseitige Anleitung. Ich weiss nicht, ob ich in meinem Leben jemals an den Punkt komme, da es mir so langweilig ist, dass ich eine neunseitige Erklärung zum Erfassen eines Vereinsberichtes lese. Aber eines weiss ich: Das Gegenteil von «gut» ist oft «gut gemeint».