Alles wie gehabt?
Am Montag hat nun auch für unsere Jüngste der Alltag wieder begonnen. «Ich kann es kaum erwarten», sagte sie frühmorgens, «endlich wieder Stadtluft zu riechen!» Für einen Teenager ist es hart, drei Monate lang im eigenen Zimmer eingesperrt zu sein. Höchste Zeit, denke ich, als sie mit wehenden Haaren Richtung Bahnhof radelt, dass alles wieder normal wird.
Aber das ist natürlich ein Irrtum. Nichts ist normal. Die Corona-Krise, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen, ist nicht ausgestanden. Das Virus ist noch immer in der Welt, ein Impfstoff dagegen erst in der Versuchs-phase. Dazu kommen beunruhigende Meldungen aus der Forschung, dass Covid auch beim Atmen, Sprechen oder Singen übertragen wird. Wehmütig denke ich an die Chorproben zurück, die mich immer so beglückt haben. Wann die je wieder stattfinden können wie gehabt, ist völlig ungewiss.
Vielleicht aber ist die Rückkehr zu Gewohntem ohnehin ein Irrtum. Stattdessen sollten wir die Zäsur nutzen, um Neues zu wagen, um «die Zukunft neu zu denken», wie die Schriftstellerin Ruth Schweikert vorschlägt. In Olten tut dies zum Beispiel «Klimastreik Olten»: Die Gruppe hat schon Mitte Mai mit einer Schilderaktion in der Kirchgasse demonstriert, dass es ihr Ernst ist mit den 2019 formulierten Klimaforderungen. Mehr noch: dass sie auf einem neuen Generationenvertrag bestehen.
Ernst ist es auch jenen Oltnerinnen und Oltnern, die sich gegen den neuen Gestaltungsplan von Olten SüdWest und die vorgesehenen Riesentürme wehren. Sie wollen nicht länger zuschauen, wie ein renditebeflissener Grossinvestor die Stadt Olten und deren Bewohner an der Nase herumführt. Ihr Ziel ist nichts weniger, als das «gigantische Projekt» zu stoppen.