«Achtung Hummer»
![Rhaban Straumann, Schauspieler, Satiriker und Autor.](/fileadmin/_processed_/a/a/csm_sao_2015-07-29_750_0900_373404_Straumann_7d0567a711.jpg)
Drei Wochen leben wir freiwillig. Sonst natürlich auch, jetzt explizit. Wir, das sind meine Frau und ihr Mann. Freiwillig ist der Auslandeinsatz auf einem Zeltplatz mit Garten und viel Wald. Da kommen wir zum Zug. Mit Motor-sägen verhelfen wir wildenHeidelbeeren zu mehr Licht und raren Campern zu Meersicht. Letztere lohnt sich, sofern nicht Sturm und Regen den Blick vernebeln. Die Aufgaben sind vielseitig. Inklusive Segelboot. Muss vom Schimmel befreit werden. Auch unter Mithilfe von Zahnbürsten. Ja, was als Strafaktion in unsereins Köpfen abgespeichert ist, tun wir hier freiwillig. Fastzumindest.
Unsere uns auferlegte Bedingung war, der Einsatzort soll abgelegen sein. Ist erfüllt. Im Dorfladen hat es, was es hat und das ist nicht viel. Vor allem Frisches ist Mangelware, hingegen hat es Wein aus Australien. Zu unseremErstaunen ist der Laden täglich geöffnet. Auch sonntags. Dagehen wir wandern. Freiwillig. Mit festem Stock für die Kojoten. Also ihretwegen, um sich gegebenenfalls wehren zu können. Einmal wöchentlich steigt irgendwo in der Bucht schwarzer Rauch gen Himmel. Zwecks Abfallentsorgung. Alles Zeichen der Abgeschiedenheit. Irgendwie. Wie die Buben, die ihr Fahrrad zum Töff frisieren. Grössere Buben fahren in grösseren Autos die Strasse rauf und runter. Hoch und zurück. Sinnlos, aber eine Beschäftigung.
Auf unserer Wunschliste steht auch, dass wir mit Hausherr und Tochter aufs Boot wollen. Hummer fischen. Noch ist Saison hier im kanadischen Cape Breton. Die meisten Hummer werden dann in Amerika als «Maine Lobster» verkauft. Zweifel hin oder her, so spielt der sogenannt freie Markt. Gut find ich das nicht, den Hummer schon.